Mit seinem ganzheitlichen Behandlungskonzept in der Geriatrie setzt das Albertinen-Haus in Hamburg-Schnelsen auf aktivierende Pflege und ein geschultes Team.

Im Februar 2012 erleidet Elfriede W., 76, einen schweren Schlaganfall. Nach der Erstversorgung wird sie in die Medizinisch-Geriatrische Klinik des Albertinen-Hauses verlegt. Hier erwartet sie eine sogenannte "Komplexbehandlung": Unter ärztlicher Leitung erarbeiten Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Neuropsychologen gemeinsam einen Plan, die alte Dame in möglichst kurzer Zeit wieder auf die Beine zu bringen. Mit aktivierend-therapeutischer Pflege soll Elfriede W. motiviert und unterstützt werden, Dinge des täglichen Lebens wieder zu erlernen.

Dieser ganzheitliche Ansatz im Albertinen-Haus entspricht den spezialisierten Erkenntnissen der geriatrischen Medizin. "Wir untersuchen vor allem die Auswirkungen von Erkrankungen auf die Lebensführung älterer Menschen", sagt Chefarzt Prof. Dr. Wolfgang von Renteln-Kruse. Ziel ist es, die Eigenständigkeit und Lebensqualität der Patienten möglichst lange zu erhalten. Hierbei kommt es vor allem darauf an, maßgeschneiderte Therapien und Behandlungskonzepte zu entwickeln - auf Basis der jeweiligen körperlichen und geistigen Verfassung der Patienten. Von Renteln-Kruse: "Wir wollen den Patienten helfen, trotz ihrer oft chronischen Erkrankungen im Alltag zurechtzukommen und ihre Selbstständigkeit zu behalten. Geriatrie erfordert daher einen ganzheitlichen Ansatz und ein interdisziplinäres Team aus Pflegekräften, Therapeuten und Sozialdienst."

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Für Frau W. hat sich das Konzept als segensreich erwiesen. Nach der vollstationären Behandlung wird sie in die teilstationäre Tagesklinik übernommen, wo die für sie notwendigen Behandlungen täglich von Montag bis Freitag fortgeführt werden. Da die Patientin zu Hause im 1. Stock wohnt und noch auf den Rollstuhl angewiesen ist, organisiert der Sozialdienst eine Kurzzeitpflege in der Wohnpflege-Einrichtung des Albertinen-Hauses. Dank der Therapien kann sie bereits wenige Wochen später wieder ohne Hilfsmittel in Begleitung gehen und in ihre eigenen vier Wände zurückkehren. "Physiotherapeuten und Pflegekräfte haben mit ihr zur Überleitung in die Häuslichkeit vor allem das Treppensteigen geübt", sagt Elke Alka, Leiterin der Tagesklinik. Unterstützt wird Frau W. zukünftig durch ihre Tochter, die von der Mitarbeiterin der Familien Pflege bereits bei pflegerischen Maßnahmen angeleitet wurde. Die tägliche Medikamentengabe zu Hause begleitet der Albertinen Ambulante Pflegedienst.

Wie bei Frau W. greifen die Angebote des Albertinen-Hauses auch bei anderen Patienten ineinander. Seit ihrer Eröffnung 1980 gilt die Einrichtung als Vorzeigeprojekt für die umfassende Versorgung älterer Menschen. Denn unter dem Dach der Modelleinrichtung befinden sich neben der Medizinisch-Geriatrischen Klinik auch Einrichtungen zur wissenschaftlichen Forschung, zur Rehabilitation, eine Beratungsstelle, Tagespflege und stationäre Wohngemeinschaft für Demenzkranke, Einrichtungen der ambulanten und stationären Pflege sowie Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention. Als innovatives Projekt der Altersmedizin und -forschung wurde das Beratungsprogramm zur 'Aktiven Gesundheitsförderung im Alter" mit dem ersten Platz des Präventionspreises 2005 ausgezeichnet.

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"Zu den Krankheiten, die speziell im Alter häufig auftreten, gehören in erster Linie die Herz-Kreislauf-Erkrankungen - Bluthochdruck und Schlaganfall zum Beispiel - sowie Erkrankungen des Bewegungsapparats, das heißt Verschleißerkrankungen der Gelenke. Häufig sind ebenfalls Verletzungen nach einem Sturz sowie psychische Erkrankungen - Depression und Demenzen im sehr hohen Lebensalter", sagt Prof. von Renteln-Kruse.

Vielen altersbedingten Krankheiten kann man jedoch vorbeugen. "Erhöhten Blutdruck behandelt man zum Beispiel medikamentös, auch die Lebensführung spielt eine wichtige Rolle. Es geht um die Frage, wie man möglichst gesund an Körper und Seele ins Alter kommt. Dabei gibt es drei wichtige Bereiche: körperliche Aktivität, soziale Kontakte und Ernährung. Wenn man hier beizeiten etwas tut, ist dies eine sehr gute Investition in aktives Altern."

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Alt und stark, das sieht zunächst nach einem Widerspruch aus. Wissenschaftliche Untersuchungen haben jedoch gezeigt: Durch ein regelmäßiges Training kann man nachlassender Kraft im Alter vorbeugen. "Beim 'Therapeutischen Krafttraining für Senioren' können ältere Menschen unter fachlicher Anleitung ihre Muskulatur wieder aufbauen, den Stoffwechsel aktivieren, Schmerzen und Stürzen vorbeugen und ihre Kraft für den Alltag, für Haushalt, Freizeit und Familie lange erhalten", sagt Physiotherapeutin Antje Zwick.

Gute Erfahrung machen die Therapeuten bei alten Menschen auch mit Tai-Chi. "Die chinesische Bewegungsform hilft, Koordination und körperliches Gleichgewicht zu verbessern", sagt Jennifer Anders, von der Albertinen-Haus-Forschung. Anhand internationaler wissenschaftlicher Studien wurde nachgewiesen, dass durch Tai-Chi-Training gefährliche Stürze und ihre Folgen bei älteren Menschen verringert werden. Aufgrund der langsamen Bewegungen ist Tai-Chi auch für Personen mit Atemwegserkrankungen und Herzproblemen geeignet.

Ferner raten die Experten, sich gezielt zu bewegen und Sport zu treiben - immer in Absprache mit dem Hausarzt. Statt schneller Sportarten mit hoher Gelenkbelastung wie Joggen eignen sich für alte Menschen besonders Schwimmen sowie Training von Kraft und Balance.

Außerdem gelten die Tipps: Bleiben Sie neugierig, probieren Sie Neues aus. Ernähren Sie sich gesund mit viel frischem Obst und Gemüse. Und trinken Sie ausreichend Wasser.