Neu an der Uni? Das heißt auch Neusein in einer eigenen Welt. Im akademischen Leben gibt es einiges zu beachten und vieles herauszufinden.

Münster. Aller Anfang ist schwer: Erstsemester haben es nicht leicht, im weiten Uni-Kosmos Orientierung zu finden. Zum ersten Mal überhaupt müssen sie sich nach der Schulzeit selbst organisieren. Doch wie macht man das? Und welche Infos braucht man? Einige Tipps von Hochschul-Experten, damit Erstis nicht stolpern, sondern sich schnell auf das Wesentliche konzentrieren können: das Studieren.

Peter Schott hat schon so manchen nervösen Ersti erlebt. Das Wichtigste zu Beginn des Studiums sei jedoch, „gelassen zu bleiben und sich klarzumachen, dass die anderen Studienanfänger in der gleichen Situation sind“, sagt der Leiter der Zentralen Studienberatung (ZSB) an der Uni Münster. Er rät, sich möglichst früh mit den anderen Erstis zusammenzutun und darauf zu vertrauen, „dass man sechs Wochen später über vieles schmunzeln wird, was zu Beginn unlösbar schien.“

Zum Beispiel: Sich auf dem Uni-Gelände zurechtzufinden. Oft gibt es vor dem Semesterstart spezielle Führungen, damit Studienanfänger nicht am ersten Tag ratlos die Institutsräume suchen, sagt Constanze Haase von der Humboldt-Universität zu Berlin. Teils geben Studenten-Hotlines auch telefonische Auskunft. Außerdem lohne es sich, schon früh den Kontakt zur Fachschaft zu suchen, denn diese bietet für die Erstsemester Willkommensangebote an.

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Die besten Infos zum Studienstart bekommt man sicher in den Einführungstagen und Orientierungswochen, die oft der Fachbereich veranstaltet, sagt Susanne Igler von der Philipps-Universität Marburg. In der O-Woche geht es nicht nur darum, viele Freunde und Kneipen im Studienort kennenzulernen – auch wenn das natürlich ebenso zum Angebot gehört. In der Hauptsache aber helfen erfahrene Tutoren neuen Studenten hier, sich im Universum Uni zurechtzufinden, neue Begriffe, Studienordnungen und die Anforderungen der Lehrenden zu verstehen, sowie Angebote wie das Mentoring kennenzulernen.

Gerade dort heiße es, sich trauen und Fragen stellen, sagt Christiane Kuhrt von der Uni Hamburg. Außerdem sei es für Studienanfänger wichtig, im ersten Semester Einführungskurse zum wissenschaftlichen Arbeiten zu besuchen. Neben der Vermittlung von Lern- und Arbeitstechniken sowie Formalien zur Erstellung von Hausarbeiten und Referaten, gebe es häufig auch Lerneinheiten zum Thema Zeit- und Selbstmanagement und zum Umgang mit Prüfungen und Studienstress.

Mit Begriffen wie Zentrale Studienberatung, Studien- und Prüfungsordnung, Creditpoints und Semesterwochenstunden sollten Erstsemester schnell vertraut werden, rät Peter Schott. Auch Onlineplattformen wie „Moodle“ oder „Doodle“ sind für Zusammenarbeit und Austausch mit Lehrenden wichtig, hat Constanze Haase beobachtet. Oft gibt es zur Erklärung der Begriffe ein spezielles Studienlexikon auf der Homepage der Universität oder des jeweiligen Fachs, sagt Solvejg Rhinow von der Uni Leipzig.

Besonders schwer fällt Studienanfängern oft die Zeiteinteilung und Tagesstruktur. Wie viel Kurse haben pro Tag Sinn? Wie viel Lernzeit ist realistisch? Das müsse jeder Student für sich herausfinden, sagt Haase. Es sei letztlich eine Typfrage, und die Studiengänge seien inhaltlich zu unterschiedlich. Aber: „Eine alte Faustregel lautet: 20 Stunden Veranstaltungen und 20 Stunden Vor- und Nachbereitung pro Semesterwoche.“ Wichtig ist Kuhrt zufolge die Entwicklung einer kontinuierlichen Arbeitsroutine, die Überlastung und Stress in der Prüfungsphase am Ende des Semesters vorbeugt.

In den modularisierten Studiengängen strukturiert sich der Tagesablauf oft von selbst. Die Belegung und der Besuch von Lehrveranstaltungen lasse hier oft nur wenig Spielraum zu und wird vom Studienplan vorgegeben. „Wenn keine individuellen Gründe dagegen stehen, sollte man sich für die vom Fach empfohlenen Anfängerkurse entscheiden – auf keinen Fall für mehr“, rät Peter Schott, der auch Psychotherapeut ist.

Inhaltliche Wahlmöglichkeiten habe man in der Regel ohnehin erst, wenn man schon etwas Erfahrung hat. Sein Tipp: „Achtet darauf, dass auch Zeit zur Erholung und Freizeit übrig bleibt.“ Pro Semester sei sinnvoll, 30 Leistungspunkte zu erwerben, empfiehlt Studienberaterin Rhinow. Ein LP entspreche 25 bis 30 Arbeitsstunden. Pro Semester beträgt der Zeitaufwand also 750 bis 900 Zeitstunden. „Das Studium ist mit einem Vollzeitjob zu vergleichen“, sagt Constanze Haase.