Lohnt der Kauf überhaupt noch? Das edle Metall kann man jederzeit zu Geld machen, als kurzfristiges Spekulationsobjekt ist es aber ungeeignet.

Versteckt zwischen Weinregalen steht der goldfarbene Automat in der obersten Etage des Alsterhauses. Gold lässt sich hier im Vorbeigehen erwerben. Doch die Weine finden mehr Interesse als das Edelmetall. Von einem Gold-Boom ist hier nichts zu spüren, obwohl die Preise am Automaten der tatsächlichen Entwicklung schon weit vorausgeeilt sind. Ein Mini-Barren von 2,5 Gramm kostet 167 Euro. Damit zahlt der Kunde rund 40 Prozent zu viel - verglichen mit dem regulären Goldpreis bei einer solch kleinen Stückelung.

"Wer sich nicht auskennt, kann beim Goldkauf schnell übervorteilt werden", sagt Heinz Landwehr von der Stiftung Warentest. Doch zunächst stellt sich die Frage, lohnt der Kauf von Gold überhaupt noch? Wer Gold besitzt, hat einen Sachwert, der zwar im Kurs fallen, aber nicht per Gesetz in seinem Wert halbiert werden kann wie jüngst die griechischen Staatsanleihen. Im Gegensatz zu Anleihen hat Gold kein Ausfallrisiko. Seit dem Jahr 2000 brachte das Edelmetall den Anlegern - mit Ausnahme von 2004 - Jahr für Jahr einen positiven Ertrag. Im vergangenen Jahr waren es zwölf Prozent, im Jahr davor sogar 38 Prozent. Da kann man verschmerzen, dass Gold keine Zinsen abwirft und bei Verwahrung im Bankschließfach Kosten verursacht.

"Als sicherer Hafen ist Gold unverändert gesucht", sagt Ingo Schmidt von der Hamburger Sparkasse (Haspa). Er hat viele Faktoren ausgemacht, die für einen weiteren Anstieg des Goldpreises sprechen. Neben der Staatsschuldenkrise ist das die expansive Geldpolitik in den westlichen Industriestaaten und Japan. "Der Realzins, also Zins abzüglich Inflationsrate, ist negativ", sagt Schmidt.

Die Vor- und Nachteile

Die klassischen Sparanlagen verlieren also mit der Zeit an Wert. Ein Beispiel dafür sind zehnjährige Bundesanleihen, die eine Rendite von 1,8 Prozent bringen. Nach Abzug der Inflationsrate von 2,1 Prozent hat das Geld innerhalb eines Jahres 0,3 Prozent an Wert verloren. Vor allem die Schwellenländer sind bemüht, ihre Goldreserven aufzustocken. "Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen", sagt Schmidt. China legt seiner Bevölkerung sogar den Erwerb von Gold nahe. "Außerdem wird Gold zunehmend als Währungsersatz gesehen", sagt Schmidt. Gemessen an Gold hat Papiergeld in den vergangenen zehn Jahren massiv an Wert verloren. Denn die Notenbanken drucken immer mehr Geld, um Anleihen fast bankrotter Staaten aufzukaufen.

Trotz seiner Funktion als sicherer Hafen ist Gold starken Kursschwankungen ausgesetzt. Das hat sich gerade in den letzten Monaten gezeigt. Aktuell kostet eine Feinunze Gold (31,1 Gramm) 1668 Dollar. Im August vergangenen Jahres war der Preis schon auf 1909 Dollar geklettert. "Doch Schnäppchenjäger und Notenbankkäufe dürften dem gelben Edelmetall bald wieder auf die Beine verhelfen", sagt Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg. "Die tägliche Preisentwicklung hat ohnehin eher geringen Einfluss auf das Kaufverhalten der Kunden", sagt Stefan Rose, Leiter des Edelmetallhandels der Haspa. Dennoch sei die Nachfrage seit Anfang des Jahres im Vergleich zu den Vorjahren leicht zurückgegangen.

Experten raten nur zu einem begrenzten Anteil des Edelmetalls von zehn bis 20 Prozent am Gesamtvermögen. Doch wer in Gold investiert, muss auch wissen, welche Möglichkeiten es gibt, welche Kosten entstehen und welche Risiken drohen. Münzen und Barren gibt es bei Kreditinstituten und Händlern wie Pro Aurum und Westgold. Das Edelmetall kann auch über das Internet bestellt werden. Vorkasse sollte jedoch nur bei vertrauenswürdigen Firmen geleistet werden.

Dabei gilt generell: je kleiner die Stückelung, desto teurer wird Gold. Die Münzen - zum Beispiel Krügerrand oder Philharmoniker - gibt es in unterschiedlichen Größen von einer zehntel Unze (3,11 Gramm) über eine viertel Unze (7,78 Gramm) und eine halbe Unze (15,55 Gramm) bis zur vollen Unze (31,10 Gramm). Ein Gramm des Edelmetalls kostet bei der Haspa 47,56 Euro (in Form der Ein-Zehntel-Unze) oder 42,28 Euro, wenn man eine ganze Unze erwirbt. Auch die Unterschiede zwischen An- und Verkaufspreis steigen, je kleiner die Münze wird. Bei der vollen Unze sind es bei der Haspa 5,50 Prozent und bei der kleinsten Unze 20 Prozent. Gold kann man jederzeit wieder zu Geld machen, aber die Unterschiede zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis machen es in physischer Form als kurzfristiges Spekulationsobjekt ungeeignet.

Barren gibt es für Privatanleger in verschiedenen Größen von fünf Gramm bis zu einem Kilogramm. Ab einer Barrengröße von 50 Gramm fallen die Unterschiede zwischen An- und Verkaufspreis geringer als bei den Münzen aus. "Nachgefragt werden vor allem 20-, 50- und 100-Gramm-Barren", sagt Rose. "Bei den Münzen sind es die Ein-Unzen-Stücke." Besonders gefragt sei der Krügerrand. Das Verhältnis von Käufern zu Verkäufern liege bei etwa 4 : 1.

Wer Gold direkt erwirbt, muss sich auch um die sichere Verwahrung Gedanken machen. Schließfächer zur Lagerung von Gold vermietet die Haspa ab 25 Euro jährlich. Eine Alternative sind spezielle Fonds, sogenannte Exchange Traded Commodities (ETC), die den Goldpreis abbilden. "Es handelt sich zunächst nur um Schuldverschreibungen, die bei einer Pleite des Emittenten wertlos wären", sagt Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg. "Zur Sicherheit sind diese Papiere mit physischem Gold hinterlegt, das in Tresoren lagert", sagt Proettel. Zwar verweisen manche Anbieter darauf, dass sich Anleger das Gold auch ausliefern lassen können, doch dem stehen häufig hohe Kosten oder bürokratische Hürden entgegen. "Oft ist das Gold auch nicht in der Stückelung vorhanden, die der Anleger wünscht", sagt Proettel. "Die Hinterlegung der ETC-Fonds mit Gold hat vor allem eine psychologische Wirkung für den Anleger."

Dennoch müssen die Anleger die Kosten für die Verwahrung mitbezahlen, was die Rendite der Papiere schmälert. Die Fondsgesellschaften verlangen eine Verwaltungsgebühr, die bei etwa 0,35 Prozent pro Jahr liegt. Der Vorteil der ETC-Fonds ist der geringe Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis (rund 0,20 Prozent) und die schnelle Handelbarkeit über die Börse. Anbieter der Papiere sind die Deutsche Bank und die Deutsche Börse (Xetra-Gold).