Anlässlich der Serie diskutierten Experten auf dem Gesundheitsgipfel des Hamburger Abendblatts über das Thema Kindergesundheit.

Die große Abendblatt-Serie über Kinderkrankheiten beschäftigt viele Hamburger Eltern. Zum einen sind es wertvolle Tipps, die ihnen weiterhelfen, wenn der Nachwuchs nicht gesund ist. Andererseits lernen sie, die Krankheiten besser zu verstehen – und im Ernstfall dementsprechend zu handeln. Das bestätigten auch Experten, die der Einladung des Hamburger Abendblatts zum Gesundheitsgipfel gefolgt waren. Eineinhalb Stunden diskutierten Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, Prof. Michael Schulte-Markwort, Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKE, Dr. Stefan Renz, Kinderarzt und Vorsitzender des Hamburger Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Hans-Ulrich Neumann, Kinderarzt, Rolf Buchwitz, AOK-Vorstand, sowie Hans Fischer, Lehrer am Corvey-Gymnasium in Lokstedt, über das Thema Kindergesundheit in Hamburg. Welche Probleme haben die Kinder von heute? Was kann dagegen getan werden? Welche Möglichkeiten der Vorbeugung gibt es? Lesen Sie hier die wichtigsten Aussagen.

Die häufigsten Probleme, mit denen Kinder heute in eine Praxis oder Klinik kommen

Infektionskrankheiten sind schon lange nicht mehr das größte Übel. „Viele Kinder leiden unter Aufmerksamkeitsstörungen, Bewegungsmangel und Konzentrationsschwächen“, bestätigt Renz. Es sind also Verhaltensauffälligkeiten, mit denen sich die Mediziner zunehmend konfrontiert sehen.

Gesundheitssenatorin nennt Zahlen, die Sorgen bereiten

Die Sprachentwicklung ist bei 17 Prozent der Kinder das Hauptproblem, das ist mehr als drei Mal so viel wie bei Kindern mit motorischen Defiziten. Laut Prüfer-Storcks wird in vielen Familien zu wenig gesprochen.

Lehrer Hans Fischer beobachtet es jeden Tag. „Kinder haben zu wenig Bewegung. Die sind mitunter von 8 bis 16 Uhr in der Schule, müssen dann noch Hausaufgaben machen“, sagt er. „In den Pausen müsste diesbezüglich mehr passieren, aber nicht in allen Gebäuden kann das wegen mangelnder Größe gewährleistet werden. Der Eintritt in einen Sportverein wäre wünschenswert, denn er ist auch eine Art Heimat, in der man sich wohlfühlt. Nicht von ungefähr sind 15 Prozent der Schüler übergewichtig, das sind laut AOK-Vorstand Buchwitz doppelt so viele wie noch vor zehn Jahren. Prüfer-Storcks will auch deshalb ein Bündnis für Bewegung in Hamburg ins Leben rufen. Kitas sollen hierbei mit Sportvereinen zusammenarbeiten.

Wo die Krankenkassen den größten Handlungsbedarf sehen

Gesundheitserziehung müsste laut Buchwitz in der Ausbildung von Kindergärtnerinnen noch eine größere Rolle spielen. Das Thema Ernährung erachtet er dabei als zentral. 1,3 Millionen Euro investiert zum Beispiel die AOK in diesem Jahr in Prävention für Jugendliche. Schüler, die neben dem Unterricht in diesem Bereich etwas machen, können ihre Projekte der Kasse vorstellen. Erfolgreiche Programme werden mit bis zu 5000 Euro gefördert. Auch Kinderarzt Neumann wünscht sich eine bessere Ausbildung für Erzieherinnen. Der Beruf an sich müsse sozial besser gestellt werden. Das warme Essen hinzustellen, reiche heute nicht mehr aus.

Computer und Facebook: Gut oder schlecht für Kinder?

Hier gibt es Argumente dafür und dagegen. Während Lehrer Fischer beobachtet, dass viele Schüler mindestens eine Stunde pro Tag auf Facebook unterwegs sind und diese Zeit dann für Sport fehle, betont UKE-Professor Schulte-Markwort, dass das soziale Netzwerk auch verbindende Elemente hat. Einig sind sich die Experten darin, dass die komplette Vernetzung in der heutigen Zeit auch ein Faktor für die Reizüberflutung bei Kindern ist. Auch sei es schwer für Kinder, sich von diesen Kommunikationskanälen fernzuhalten, da diese hochfrequentiert sind und viel Austausch nur noch sozustande käme.

Alles über den großen Gesundheitsgipfel lesen Sie am 11. Februar im Hamburger Abendblatt.