Eine fachmännische Beratung ist notwendig, denn die Gläser helfen nur bei richtiger Einstellung und bieten eine gute Sicht.

Neapolitaner tragen immer noch kleine rote Hörnchen in ihren Taschen herum, um sich gegen den "bösen Blick" zu schützen. Dieser stechende, hundsgemeine Gesichtsausdruck könnte vielleicht eine ganz einfache Ursache haben: Fehlsichtigkeit, vielleicht noch gepaart mit heftigem Schielen.

Jeder Kurzsichtige weiß, wie verbissen man ohne Brille die Augen zusammenkneift, um überhaupt ansatzweise irgendetwas zu erkennen. Ist das auf der anderen Straßenseite jetzt mein Nachbar oder nicht? Hat er mich gegrüßt oder grüße ich am Ende einen Wildfremden? Ein entspannter Gesichtsausdruck und freundlicher Blick gehen anders.

Doch zur Verbesserung der Sehschärfe bei Strabismus (Schielen), Myopie (Kurzsichtigkeit), Hyperopie (kindliche Übersichtigkeit) oder Presbyotie ("Altersweitsichtigkeit" ab dem 40. Lebensjahr) gibt es eine hervorragende Erfindung namens Brille. Die ersten Korrekturbrillen, die Ende des 13. Jahrhunderts in Italien entwickelt wurden, hatten noch Gläser aus Bergkristall und konnten nur bei Altersweitsichtigkeit helfen. Heute arbeitet eine ganze Industrie am perfekten Schliff der Gläser, die zum Großteil aus Kunststoff gefertigt werden, und an der Entwicklung leichter, stabiler Fassungen für die 64 Prozent der Deutschen über 16 Jahren, die eine Korrekturbrille benötigen.

Modischen Attributen und technischen Möglichkeiten sind inzwischen kaum noch Grenzen gesetzt. Die Gläser werden immer dünner, die Entspiegelung immer größer, der Tragekomfort immer höher. Hornhautverkrümmungen können exakt ausgeglichen werden, Gleitsichtbrillen oder extra Lesebrillen sorgen für klaren Blick am PC. Dafür ist eine fachmännische Beratung unerlässlich, weil die Brille nur bei richtiger Einstellung gute Sicht bietet. Neueste Gläser sind sogar mit Anti-Nebel-Beschichtung ausgerüstet.

Für Aktivitäten im Freien bieten selbst einfärbende Gläser den Vorteil, zwei Brillen in einer zu vereinen. Für Autofahrten sind diese jedoch ungeeignet, da die Windschutzscheibe die meisten der Strahlen, die das Glas zum Einfärben benötigt, absorbiert, erklärt Petra Andres, Optikermeisterin bei Optik Bode in Ottensen. Da sollte man eine gute Sonnenbrille bereitliegen haben. Wichtig sind die Prüfungszeichen: 100% UV- Schutz, 400 Nanometer oder das "CE"-Zeichen.

Zuschüsse von der gesetzlichen Krankenkasse gibt es auf Brillengläser nur bis zum Alter von 18 Jahren, Fassungen müssen komplett selbst bezahlt werden.

Doch wer noch keine Brille mit den brandneuen Anti-Nebel-Gläsern besitzt und es leid ist, bei Hamburger Dauernieselregen ständig seine Brille zu putzen oder jedes Mal bei Kälte beim Betreten eines Gebäudes minutenlang seine beschlagene Brille abzunehmen, für den könnten Kontaktlinsen eine Alternative sein. Mit weichen Kontaktlinsen kann man 80 Prozent der Patienten versorgen, sagt Andres. Sie sind meist aus Silikon-Hydrogel und bieten neben dem Vorteil tränenlosen Zwiebelschneidens den des tränenlosen Aufenthaltes in stark verrauchten Räumen. Damit der Augenaufschlag dort wirkungsvoll bleibt, unbedingt die Tragezeiten einhalten - sonst können Infektionen entstehen.

Die Tragezeiten wiederum sind abhängig vom Tränenfilm des Betroffenen und vom Material der Kontaktlinse und variieren von täglich vier bis 15 Stunden. Harte Kontaktlinsen lassen zwar mehr Sauerstoff ans Auge, sind jedoch oft eine Qual und werden sehr lange als Fremdkörper empfunden. Genügend Schlaf, viel Trinken und häufiges Blinzeln wirken sich auf die Tragezeit positiv aus, hormonelle Umstellungen oder Schwangerschaft können dagegen zu einer plötzlich auftretenden Unverträglichkeit führen.

Wer Anfang 20 und seit Jahren gleichbleibend stark kurzsichtig ist, kann auch über eine Laseroperation nachdenken. Diese macht normalerweise eine Brille für viele Jahre überflüssig, sagt Georg Eckert, Sprecher des Berufsverbandes der Augenärzte. Das Gefühl trockener Augen verschwindet meist nach einigen Wochen. Häufige Nachuntersuchungen sind Pflicht.

Aber warum haben überhaupt so viele Menschen schlechte Augen? Erste Gefahren lauern schon im Mutterleib. Steckt sich die Mutter während der Schwangerschaft mit Toxoplasmose oder Röteln an, kann es zu Entzündungen der Netzhaut kommen, die wiederum bis zur Blindheit führen können. Zu früh geborene Kinder haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Fehlsichtigkeiten.

Die Schielhäufigkeit liegt bundesweit um die fünf Prozent. Schielen geht leider nicht von allein weg, wie oft behauptet wird. In der Poliklinik des UKE werden jährlich um die 600 Patienten operiert, drei Viertel davon sind schielende Kinder. Am günstigsten verlaufen Operationen meist im Vorschulalter.

Doch auch im Erwachsenenalter sind regelmäßige Untersuchungen wichtig (siehe Interview). Ab 35 Jahren sollten der Zustand des Sehnervs und der Augeninnendruck jährlich untersucht werden, um die Gefahr des Grünen Stars auszuschließen. Diese Vorsorgeleistung wird jedoch nicht von den gesetzlichen Kassen übernommen. Im Rentenalter sollte man die dritte Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt wahrnehmen, um eine Makula-Degeneration zu erkennen. Die Augen sollten übrigens auch immer bei Diabetes, Rheuma, Legasthenie und ADHS zusätzlich untersucht werden.

Über eine ganz besondere Art der Augen-Untersuchung, nämlich per sogenannter Irisdiagnostik, können Experten auch anderen Erkrankungen auf die Spur kommen. Dabei werden die Augen wie bei dem Zifferblatt einer Uhr in Minuten unterteilt, und der Fachmann kann darauf "ablesen", welches Organ gegebenenfalls einer Behandlung bedarf. Auch Verletzungen oder Entzündungen, die Jahre zurückliegen, sind sichtbar.

Auf jeden Fall hilft sorgfältiges Beobachten der eigenen Sehfähigkeit und der eigenen Augen, verbunden mit regelmäßigen Augenarztbesuchen, den Blick ein Leben lang klar und entspannt zu erhalten. So könnten auch Italiener in Zukunft auf kleine rote Hörnchen in den Taschen verzichten.

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