Juweliere fertigen Umarbeitungen und auch Modelle für ein neues Schmuckstück an

Bevor Kunden das kleine Juweliergeschäft in der Straße Pilatuspool in der Neustadt betreten können, müssen sie klingeln. Dann summt der Türöffner, und beim übertreten der Türschwelle vernimmt der Besucher klassische Musik, die den kleinen Schmuckladen erfüllt. Große, hell beleuchtete Vitrinen sind gefüllt mit kunstvoll angefertigten Colliers, prachtvollen goldenen Ringen mit großen Edelsteinen und edlem Perlenschmuck. Durch eine Scheibe kann der Kunde die kleine Goldschmiedewerkstatt erahnen, in der Philip West über eine Werkbank gebeugt einen goldenen Ring bearbeitet. Konzentriert guckt er durch eine Lupe auf den Schmuckstein, den er mit einer Pinzette festhält. Obwohl der gebürtige Neuseeländer schon seit über dreißig Jahren in seinem Job arbeitet, ist er jeden Tag aufs Neue von aufwendigen Schmuckstücken begeistert.

Auch Goldschmiede lassen sich immer wieder aufs Neue begeistern

"Am liebsten bearbeite ich Ringe", sagt der 49-Jährige. "Jeder Goldschmied hat seine Lieblingsaufgaben, und mich fasziniert es, welch eine Vielfalt es an Formen und Farben gibt in diesem Bereich."

Seit einigen Jahren arbeitet er nun schon in der Traditions-Goldschmiede Bergmann, die es seit 1951 in Hamburg gibt. Seit 2008 leitet Viola Bergmann, die Tochter der Gründer, das Geschäft. Die studierte Archäologin und Edelsteinfachfrau ist im Geschäft ihrer Eltern aufgewachsen und hat schon sehr früh die Begeisterung für Schmuck für sich entdeckt. Heute ist sie der kreative Kopf der Firma und entwirft gemeinsam mit ihrer Mutter Schmuck und berät Kunden bei Anfertigungen und Umarbeitungen. Sie selbst trägt sehr dezenten Schmuck, an diesem Tag eine dünne Perlenkette. "Ich würde es sehr unpassend finden, wenn ich mich über und über mit Schmuck aus der Kollektion behängen würde", sagt die 42-Jährige. "Die Kunden stehen hier im Mittelpunkt, und ich bemühe mich, gemeinsam mit ihnen das perfekte Schmuckstück für sie zu finden. Neben Reparaturen von Schmuckstücken arbeiten wir auch Erbstücke um."

Viele junge Menschen lassen Erbstücke umarbeiten und modernisieren

Zuletzt hatte die Geschäftsführerin eine Kundin, die mit dem gesamten Schmuck ihrer Großmutter in den Laden kam, der dann zu drei größeren Stücken umgearbeitet wurde. "Zum Teil haben wir dann Stücke in Zahlung genommen, denn wir kaufen auch Gold zum Tageskurs an und verrechnen das dann mit den Anfertigungskosten", sagt Bergmann. So wurden aus einer Tasche voll Schmuck, den keiner mehr tragen wollte, drei mondäne Schmuckstücke, in denen das Material der Erbstücke verarbeitet wurde. "Wir haben dann aus einer Brosche und einer Kette viele kleine Brillanten herausgenommen und diese in einem einzelnen Ring verarbeitet", erklärt Bergmann. "Gemeinsam mit den Kunden überlege ich, was wir mit dem Schmuck machen können. Wir probieren herum, machen Entwürfe - das kann schon mal ein paar Stunden in Anspruch nehmen." Nicht selten wird auch einer der Goldschmiede zurate gezogen, denn schließlich wissen die Fachleute, was machbar ist oder nicht. "Aber der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt", sagt der Experte.

Und damit sich die Kunden besser vorstellen können, wie die Neukreation ihres alten Schmucks aussehen kann, bietet Bergmann einen ganz besonderen Service an. Innerhalb einer Woche fertigen die Goldschmiede ein Modell des geplanten Schmuckstücks an. "Dafür benutzen wir größtenteils Wachs oder Messing. Dann können die Kunden etwa eine Woche nach der Planung schauen, ob das Modell ihren Wünschen entspricht." Außerdem müsse der Kunde für sich selbst entscheiden, ob sich eine aufwendige Umarbeitung lohnt. Ein Kostenvoranschlag vor der Bearbeitung ist für Viola Bergmann deshalb eine Selbstverständlichkeit

Manchmal muss die Juwelierin Viola Bergmann jedoch auch Überzeugungsarbeit leisten. "Manche Stücke sind so einzigartig, da bewahren wir die Kunden davor, das wunderbare Stück zu verändern", sagt die Hamburgerin. "Wir haben ein Auge dafür, und wir wollen nicht, dass unsere Kunden den Auftrag bereuen." Bei anderen führt die erfahrene Verkäuferin nahezu eine Typberatung durch.

Schmuck darf auch etwas gewagter sein, wenn es zum Typ passt

"Nur weil eine Kundin immer Perlen trägt, bedeutet das doch nicht automatisch, dass ihr kein auffälliger Goldschmuck steht", so Bergmann. "Manchen schlage ich einfach mal etwas ganz anderes vor. Viele sind danach ein ganz anderer Typ Mensch." Besonders gefragt ist derzeit klassischer Schmuck mit Steinen in außergewöhnlichen Formen. "Vor allem die so genannten Freeform-Steine sind bei den Kunden beliebt", sagt Bergmann. "Und meine absoluten Favoriten sind die aktuellen Saphire aus Tansania und Madagaskar - die sind nämlich nicht nur im typischen Blau zu haben, es gibt sie in allen Farben."

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