Siegeszug der Kunststoffboote, Luxusyacht für 420 000 Mark, Wiedervereinigung - ein Rückblick auf fast fünf Jahrzehnte.

Hamburg. 1961 war das Jahr, in dem Hitparadenstürmer Freddy Quinn mit "La Paloma" die Charts eroberte. Es war jenes Jahr, in dem sich unbarmherzig die Berliner Mauer schloss, in dem John F. Kennedy als neuer amerikanischer Präsident vereidigt wurde. Hamburg wählte Paul Nevermann am 1. Januar 1961 zum Ersten Bürgermeister - und elf Tage später wurde Deutschlands erste Bootsausstellung im Herzen der Stadt eröffnet. Sie hieß damals "1. Bundes-Fach-Ausstellung - Das Sport- und Gebrauchsboot" und fand nahe dem Stadtpark Planten un Blomen statt. Nur einige Steinwürfe entfernt lockt vom heutigen Sonnabend an die 50. Ausstellung Bootsfans in die Messehallen.

Das Jubiläum wird groß gefeiert - und bietet Anlass für einen Rückblick. Zur Premiere 1961 versammelten sich 25 000 Zuschauer und 65 Aussteller in einer einzigen Halle. Drei Jahre später segelte sich Willi Kuhweide mit Olympiagold im Finn Dinghi in die Herzen der Deutschen, verlieh dem Wassersport eine neue Begeisterungswelle. Hobby-Segler Helmut Schmidt war in Hamburg gern gesehener und fachlich interessierter Messebesucher.

In den bunten "Seventies" etablierten sich Kunststoffboote immer mehr im Markt. Die Ära begann aus Sicht der Hamburger Messemacher mit doppeltem Einsatz: 1971 fand die "Deutsche Boots-Ausstellung International Hamburg" gleich zweimal statt. Denn die Veranstalter verlegten ihre Erfolgsmesse vom Januar in den Oktober und sicherten damit Ausstellern und Besuchern für die Zukunft den optimalen Order- und Premierentermin im Herbst. Die größte Yacht kostete damals 420 000 Mark. Das Hamburger Abendblatt schwelgte in seiner Ausgabe vom 20. Oktober 1973: "Neun Tage Superschau des Wassersports ".

1985 bekam die Bootsausstellung einen neuen Namen und mit dem bekannten Spantenriss auch ein neues Logo. Als Hanseboot ging sie auf Erfolgskurs. Jubel in den Tageszeitungen. Dort hieß es: "Träume in Teak und Bronze" oder "Jollen, Yachten, Motorboote - Rekorde in allen Hallen". Ein Käufer sorgte für Schlagzeilen, als seine just erworbene, aber noch nicht bezahlte Yacht samt Trailer und Auto unfreiwillig in die Süderelbe fiel. Immerhin: Das Boot schwamm in seinem Element.

Als am 9. November 1989 die Mauer fiel, reagierten die Organisatoren der Hanseboot spontan und mit viel Engagement, luden etwa 50 Werftbetreiber aus dem Osten zum Kennenlern-Dinner in die Hansestadt ein. Bereits ein Jahr später präsentierten sich diese Werften und weitere Betriebe mit einem Gemeinschaftsstand, ließen alte Grenzen vergessen. 1991 wuchs zusammen, was in Hamburg zusammen gehört: Die Bootsmesse bekam endlich einen echten Hafen am Baumwall. Aussteller konnten Besuchern nun auch Yachten in ihrem Element zeigen. Die Konjunkturflaute Anfang der 90er-Jahre nahm der Hanseboot kaum Wind aus den Segeln: 1993 zeigen sich 140 000 Besucher in bester Kauflaune.

Längst genießt die Hanseboot unter ihren Konkurrentinnen einen besonders kompetenten Ruf. Und der sollte weiter gefestigt werden. Anfang 2000 wagte Hamburg mit dem Beginn der Bauarbeiten für die Neue Messe Hamburg einen gewaltigen Sprung ins neue Jahrtausend. Binnen weniger Jahre entstand eines der modernsten Messezentren der Welt. Die logistische Meisterarbeit verlief ohne allzu große Einschränkungen für Aussteller und Besucher und konnte schneller abgeschlossen werden als erwartet. 2008 standen erstmals 85 000 modern gestaltete und mit allem technischen Komfort ausgestattete Quadratmeter Ausstellungsfläche in elf Hallen bereit.

Schon zur Hanseboot 2007 brachte der damalige Senator für Wirtschaft und Arbeit, Gunnar Uldall, die Stimmung in der Stadt auf den Punkt: "Die Hanseboot ist die beste Messe, die wir in Hamburg haben!" Kein Wunder also, dass das 50. Jubiläum groß gefeiert wird, unter anderem mit vielen Sonderschauen. Für Bürgermeister Ole von Beust passt "die Bootsausstellung zu Hamburg so perfekt wie die Perle in die Auster". Aussteller und Werftgründer Michael Schmidt stimmt ein: "Die Hanseboot gehört zu Hamburg wie das Salz ins Meer."