Bekannt wurde sie als “Blümchen“. 2006 veröffentlichte die junge Frau das erste Album unter richtigem Namen. “Abendblatt Sonntags“ besuchte mit der Sängerin Orte ihrer Karriere.

Hamburg. Ihre Stimme ist hell, forsch und irgendwie laut. Aber sympathisch laut. Unverwechselbar laut. Es ist die Stimme des Teenie-Stars "Blümchen". Doch wenn man hochblickt, sieht man das Gesicht von Jasmin Wagner. "Blümchen" gibt es nicht mehr. Jetzt sitzt da eine junge Frau. Und die hat 2006 ihr erstes Album, "Die Versuchung", produziert. Seit Freitag ist die Platte in einer Special-Edition auf dem Markt. Herausgebracht von ihrem gerade eigens gegründeten Plattenlabel "Neues Gefühl".

Jasmin Wagner lehnt sich zurück auf der Bank im Cafe Gloria, entspannt sich. Atmet tief durch, bestellt sich einen grünen Tee, ihr Lieblingsgetränk. Gerade kommt sie von einem Dreh für den Sender Sat.1, gestern Abend war sie noch bei RTL in der Chartshow. Später will sie weiter zu einem Konzert. Sie sieht müde aus. "Die vergangenen Tage waren anstrengend", sagt sie und lächelt tapfer. "Aber auch aufregend." Nach jedem dieser Termine fahre sie aber schnell zurück nach Hamburg. "Hier ist meine Basis."

Als Cheerleaderin entdeckt

Wenn die junge Frau von Hamburg spricht, beginnen ihre grünen Augen zu leuchten. "Hier bin ich geboren, aufgewachsen, und hier hat meine Karriere begonnen. Hier lebt meine Familie, hier leben meine Freunde." Viele Jahre lang habe sie die Stadt als selbstverständlich hingenommen. "Erst durch die vielen Reisen ist mir klar geworden, was für ein Geschenk es ist, hier leben zu dürfen."

Mit Hamburg verbindet Jasmin Wagner viele wichtige Stationen ihrer Karriere. Hier begann alles. Hier wurde sie von ihrer Managerin Britta Friedrich bei einem Auftritt als Cheerleader der Blue Devils entdeckt. Hier wurde aus der jungen zierlichen Schülerin "Blümchen". Von hier wurde die große Karriere geplant, als die erste Single "Herz an Herz" 1995 ein Hit wurde. "Es war ein ganz besonderes Gefühl, als ich meinen Song zum ersten Mal in Hamburg im Radio hörte", sagt sie heute. Es folgten die ersten Konzerte vor großem Publikum. Auch sie fanden in Hamburg statt, in den Sälen des CCH. "Meine Fans waren zu jung, um auf den Kiez zu gehen. Wir mussten die Auftrittsorte ganz bewusst auswählen."

Schule für die Karriere beendet

Im Jahr 2000 war dann nach sieben Alben und insgesamt 30 Millionen verkauften Platten die Zeit als "Blümchen" vorbei. Eine letzte Single und eine Abschiedstournee. Jasmin Wagner war zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 20 Jahre alt. Hatte die Schule nach der zehnten Klasse für die Karriere abgebrochen, keine Ausbildung. Sie verließ Deutschland. Ging auf Reisen. "Ich musste raus." Nur so konnte sie den Kopf freikriegen. Um mit neuen Ideen durchzustarten.

Doch zwischen dem Ende von "Blümchen" und der "Versuchung" liegen harte Jahre. Jahre, in denen sie ein Album produzierte, dessen Veröffentlichung sie kurz vor dem Erscheinungstermin stoppte. Jahre, in denen sie als Moderatorin auftrat, auf Partys zu sehen war, aber musikalisch in Vergessenheit geriet.

Aus dieser Zurückgezogenheit meldete sie sich 2006 zurück. Das neue, so ganz andere Album spielte sie in dem kleinen Studio von Michel van Dyke in Hamburg ein. Der Holländer schrieb unter anderem den Hit "Du trägst keine Liebe in dir" für die Band Echt. "Die Versuchung" wurde von den Kritikern hoch gelobt, an die Chart-Erfolge als "Blümchen" konnte das Album jedoch nicht anknüpfen. "Aber damit habe ich auch nicht gerechnet, die Umstände sind heute ganz anders. Ich wollte ein Album machen, das mir gefällt, das aber nicht in den Top Ten landen muss, um sich zu rechnen."

Eine neue CD wird bereits geplant

Auch wenn Jasmin Wagner heute versucht, neue Wege zu gehen, ihre Vergangenheit will sie nicht verleugnen. ",Blümchen` ist ein wichtiger Bestandteil in meinem Leben. Ohne diese Zeit wäre ich heut nie da, wo ich bin", sagt sie. "Ich hatte eine tolle und vor allem erfolgreiche Zeit, in der ich viel gelernt habe."

Für die nächsten Monate hat die junge Frau viele Pläne. "Erst mal muss ich auf die Berlinale, dort wird mein Film gezeigt", sagt sie mit Stolz in der Stimme. "Breathful" ist der erste Film, in dem Jasmin Wagner eine Hauptrolle übernommen hat. Danach will sie sich mit ihrem Team zusammensetzen. Für das nächste Album. Das auch in Hamburg produziert werden soll. "Die Stadt würde ich nie verlassen. Nicht einmal für einen Mann." Nur für einen weiteren Schritt in der Karriere.