Der Deutschland-Chef von Burger King, Andreas Bork, gesteht, dass sein Unternehmen den alten Status nach dem Hygiene-Skandal nicht wieder erreicht hat. Offene Küchen sollen mehr Vertrauen schaffen.

Die Fast-Food-Kette Burger King hat sich auch vier Monate nach der Aufdeckung von Hygienemängeln und arbeitsrechtlichen Verstößen nicht voll von dem PR-Desaster erholt. Die Aufarbeitung kommt nach Einschätzung von Deutschland-Chef Andreas Bork zwar voran. „Unsere Imagewerte gehen inzwischen wieder deutlich in die richtige Richtung“, sagte Bork der „Welt“. Die Bemühungen um mehr Transparenz entfalteten die beabsichtigte Wirkung. „Das ist sehr ermutigend“, so Bork, „aber wir haben noch nicht den früheren Status erreicht.“

Im Zentrum der Kritik einer Ende März ausgestrahlten RTL-Sendung stand der größte Franchisenehmer der Kette in Deutschland, die Yi-Ko Holding des Unternehmers Ergün Yildiz mit 91 Filialen und rund 3000 Beschäftigten. Die Firma habe Rohware umetikettiert, Löhne zurückgehalten und Beschäftigte drangsaliert, lauteten einige der Vorwürfe. In sozialen Netzwerken wurde daraufhin zum Boykott von Burger-King-Restaurants aufgerufen.

„Mit den neuen sozialen Medien multiplizieren sich Themen viel schneller als früher – sowohl in negativer als auch in positiver Richtung“, sagte Bork. Innerhalb der US-Kette hat der Tiefschlag offenbar für mehr Unruhe gesorgt als bisher bekannt. „Viele Restaurants sind zu Unrecht in die Kritik geraten“, gab Bork zu bedenken. Unter den 160 Franchisenehmern in Deutschland seien kritische Töne zu hören gewesen. „Aber wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, wir gehen durch Höhen und Tiefen, und jetzt wollen wir möglichst schnell an unser früheres Wachstum anknüpfen“, übte sich Bork in Schadensbegrenzung. „Daran arbeiten wir gemeinsam.“

Zwischen 2011 und 2013 stieg der Umsatz auf 880 Millionen Euro

Bis zu der Affäre hatte Burger King in Deutschland dem Hauptrivalen McDonald’s kräftig Marktanteile abgeknöpft. Zwischen 2011 und 2013 stieg der Umsatz nach Schätzung des Fachdienstes Food Service von 790 Millionen auf 880 Millionen Euro, während McDonald’s im vergangenen Jahr 3,1 Milliarden Euro Geschäftsvolumen einfuhr, fast 100 Millionen weniger als zwei Jahre zuvor. Die Unternehmen veröffentlichen keine Landeszahlen. Bork bestätigte lediglich: „Wir haben mehr als drei Jahre sehr überzeugendes Wachstum verzeichnet.“

Eine komplette Erholung ist auch für die US-Mutterfirma wichtig: Deutschland ist für Burger King der zweitwichtigste Markt nach den USA. Bork hofft, an die alten Wachstumszeiten wieder anknüpfen zu können: „Die Marke hat noch viel mehr Potenzial. Wir sind noch weit entfernt von dem, was wir erreichen können.“

Als vertrauensbildende Maßnahme für potenzielle neue Gäste plant Bork nun unter anderem einen „Tag der offenen Küche“. Am Wochenende vom 15. bis 17. August sollen Kunden, die sich zuvor online beworben haben, zuschauen dürfen, wie Burger gestapelt und Tomaten geschnitten werden. „Daran werden sich etwa 250 unserer 700 Restaurants in Deutschland beteiligen“, kündigte Bork an. „Wir rechnen mit einer vier- bis fünfstelligen Zahl von Gästen, die einmal hinter die Kulissen schauen wollen.“ Hygieneanforderungen würden dabei streng beachtet.

Auf strikte Zahlung nach Tarif umgestellt

Was die Kunden beim „Tag der offenen Küche“ nicht erkennen werden, ist der weitere Umbau beim umstrittenen Franchisenehmer Yi-Ko. Seit gut einem Monat habe die Firma auf strikte Zahlung nach Tarif umgestellt, sagte Bork. Damit wäre ein Hauptvorwurf der Gewerkschaften bereinigt. Der alte Eigentümer ist freilich nach wie vor an Bord. „Ergün Yildiz ist weiterhin Miteigentümer der Yi-Ko Holding“, erklärte Bork gegenüber der „Welt“. Es sei aber sichergestellt, dass Yildiz alte Fehler nicht wiederholen könne: „Er ist ausschließlich passiver Gesellschafter, nicht mehr in der operativen Verantwortung und wird das auch nicht mehr sein. Das haben wir uns vertraglich ausbedungen.“

Mehr als 80 Prozent der Arbeitsgerichtsverfahren bei der Yi-Ko Holding seien mittlerweile erledigt. „Bei diesen Verfahren ging es vor allem um ausstehende Zahlungen wie zum Beispiel Lohn und vermögenswirksame Leistungen.“ Darüber hinaus lägen einige schwierige Fälle vor, die aufgrund der Sachlage oder der Komplexität nicht so schnell zu lösen seien. „Aber auch hieran arbeiten wir, um die Verfahren schnellstmöglich abzuschließen“, versicherte der Deutschland-Chef.

„Im Nachhinein müssen wir feststellen, dass wir bei diesem einen Franchisenehmer, der Yi-Ko Holding, konsequenter hätten durchgreifen müssen“, gestand Bork eigene Fehler ein. „Normalerweise versuchen wir, die Dinge partnerschaftlich in den Griff zu bekommen, geben Unterstützung, weisen auf Probleme hin. Das hat in diesem Fall nicht gereicht.“ Zugleich versuchte der Manager, dem Debakel eine positive Seite abzugewinnen: „Die Kritik hat uns geholfen, bestimmte Fragen auf den Prüfstand zu stellen und grundsätzlich anzupacken. Das wird nicht nur kurzfristig wirken, sondern uns auf lange Sicht helfen.“

Verzicht auf Limos oder Shakes ist nicht vorgesehen

Ob dazu auch die grundsätzliche Skepsis von Ernährungswissenschaftlern gegenüber Schnellrestaurants amerikanischer Provenienz wie Burger King, McDonald’s oder KFC zählt, blieb offen. So hatte Helmut Heseker, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, kürzlich mehr Qualität bei Schnellkost angemahnt: „Nur wenige der besonders nachgefragten Fast-Food-Angebote sind bisher als gesundheitsförderlich einzustufen.“ Heseker riet vor allem zu einer „Abkehr von den XXL- und Supersize-Portionen, besonders auch von den zuckerreichen Erfrischungsgetränken.“

So weit will Bork denn doch nicht gehen – ein Verzicht auf die bunten und braunen Limos ist ebenso wenig vorgesehen wie auf hochkalorische Shakes und Frappés. Das Dickmacher-Image sei trotzdem falsch, beharrt Bork. So erhalte man bei Burger King ein Mineralwasser zum selben Preis wie Softdrinks. „Ich kann Ihnen ein Menü mit weniger als 500 Kalorien zusammenstellen“, ergänzte er. „Es macht aber auch Spaß, ab und zu einen frischen Whopper zu essen.“