4,5 Milliarden Euro wollen die Co-Chefs der Deutschen Bank einsparen. Nun wird über noch radikalere Kostenprogramme spekuliert. Für die Arbeitnehmer soll es dennoch eine gute Botschaft geben.

Das Klima bleibt rau. Wenn die Deutsche Bank in der kommenden Woche ihre Halbjahreszahlen vorlegt, dürfte sie erneut von einem schwierigen Umfeld zu berichten haben. Das Investmentbanking leidet unter der Flaute beim Handel mit Anleihen, das Brot-und-Butter-Geschäft unter niedrigen Zinsen.

Da fragten sich Branchenkenner schon länger, ob das Institut den Gürtel nicht noch enger schnallen muss, ob die bisherigen Sparprogramme noch ausreichen. Lange hatten Manager des Hauses versichert, es gebe keine neuen Pläne dazu. Doch diese Aussage wird womöglich nicht mehr lange Bestand haben.

Denn nun werden Spekulationen laut, wonach die Deutsche Bank noch viel mehr sparen will als bisher. Die Co-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen planten, die Kostensenkungen auszudehnen, berichtete das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Finanzkreise. Bis 2018 wolle der Vorstand zusätzlich bis zu 2,5 Milliarden Euro einsparen.

Eine Banksprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren und verwies auf das bekannte Effizienzprogramm, das Jain und Fitschen kurz nach ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren aufgelegt hatten. Es soll bis Ende 2015 die Kosten um rund 4,5 Milliarden Euro senken. Bis Ende März hat die Bank davon 2,3 Milliarden Euro erreicht und liegt damit etwas über Plan. Allerdings hatte Jain bereits zum Ende des ersten Quartals einen neuen Fokus auf Kosten angekündigt, nachdem die Erträge in mehreren Sparten schwächelten.

Der Betriebsrat weiß von nichts

Nun kursieren unterschiedliche Gerüchte dazu, wie weit die Pläne gediehen sind. Im Umfeld der Bank ist von völlig verfrühten Meldungen die Rede. Der Vorstand der Bank habe über keine Erweiterung oder Verlängerung des Sparprogramms gesprochen. Die Arbeitnehmervertreter wurden bislang ebenfalls nicht eingebunden.

Der Konzernbetriebsratsvorsitzende Alfred Herling, der zugleich Vizechef des Aufsichtsrates der Bank ist, sagte: „Ich kenne das laufende 4,5-Milliarden-Programm, weitere Pläne sind mir nicht bekannt. Ich habe dringenden Gesprächsbedarf beim Vorstand angemeldet.“

Andererseits hält man es in Belegschaftskreisen für durchaus plausibel, dass bald etwas in dieser Richtung kommen könnte. Terminanfragen für den Spätsommer sprächen dafür, dass es etwas Größeres zu besprechen gebe. Allerdings solle ein größerer Personalabbau kein Thema sein, dies sei den Arbeitnehmern versichert worden, so heißt es.

Im Zuge der Quartalszahlen in der kommenden Woche werde jedenfalls noch kein neues Programm verkündet, hieß es in Bankkreisen. Die Börse nahm die Spekulationen dennoch bereits durchaus ernst: Der Aktienkurs der Deutschen Bank legte zwischenzeitlich um zwei Prozent zu.

Filialnetz könnte ausgedünnt werden

Schließlich ist es unstrittig, dass die Deutsche Bank im Vergleich zu ihren Konkurrenten immer noch relativ teuer ist. Beim Amtsantritt von Jain und Fitschen lag das Verhältnis der Kosten zu den Einnahmen bei 92,5 Prozent. Im ersten Quartal 2014 lag es bei 77 Prozent, womit man wichtigen Wettbewerbern weiter hinterherhinkt. Das bisher beschlossene Sparprogramm soll die Quote auf 65 Prozent drücken.

Angesichts der anhaltenden Flaute im Investmentbanking könnte es naheliegend sein, vor allem in dieser Sparte weiter an der Kostenschraube zu drehen. Allerdings habe man dort im Zuge des laufenden Sparprogramms bereits relativ harte Einschnitte vorgenommen, heißt es in Branchenkreisen. Auch beim Zahlungsverkehr oder in der zuletzt komplett umgebauten Vermögensverwaltung gebe es kaum noch niedrig hängende Früchte zu ernten.

Das größte Einsparpotenzial verorten manche Kenner des Hauses im Privatkundengeschäft. Dort leiden die Erträge unter dem geringen Zinsniveau. Gleichzeitig sei das Filialnetz immer schlechter ausgelastet, weil auch die Kunden der Deutschen Bank immer mehr Geldgeschäfte online erledigen. In den vergangenen Jahren wurde das Filialnetz zwar bereits leicht ausgedünnt, aber lange nicht so sehr wie bei manchen Konkurrenten. So steht etwa bei der Hypovereinsbank die Hälfte der rund 600 Filialen zur Disposition.

Solche radikalen Schritte scheinen bei der Deutschen Bank derzeit noch nicht diskutiert zu werden. „Aber es würde mich nicht wundern, wenn gerade in größeren Städten zwei oder drei Filialen zu einer zusammengelegt werden“, sagt ein Deutschbanker.