Welchen Wein kann man eigentlich dem Wei(h)nachtsmann anbieten? Diese Frage klärt die neue Folge des Podcasts Vier Flaschen.

Heute ist Weinachten, und wenn Sie denken, dass das falsch geschrieben ist, dann haben Sie recht und doch wieder nicht. Denn in der Weihnachtsausgabe unserer Reihe „Vier Flaschen“ geht es natürlich um Weinachten, also um die Frage, welchen Wein Menschen am Heiligen Abend trinken, die sich das ganze Jahr mit Weinen beschäftigen: Weinkenner Michael Kutej, im Hauptberuf Inhaber der Hanse Lounge am Hamburger Rathausmarkt, Rieslingliebhaber Lars Haider und Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard haben in der letzten „Vier Flaschen“-Ausgabe dieses Jahres den Weihnachtsmann zu Gast (wenn Sie wissen wollen, wer sich dahinter versteckt, müssen Sie sich das Video dazu auf unserem YouTube-Kanal ansehen). Für den, aber auch für Haider und Leonhard und nicht zuletzt für sich selbst hat Kutej „den idealen Wein“ als Geschenk ausgesucht.

Welcher Wein den Gastgebern rund um Heiligabend schmeckt

Wobei die Flasche, die Kenner Kutej Lars Haider zugedacht hat, auf den ersten Schluck nicht zu passen scheint. Denn es ist kein (!) Riesling, sondern ein Grauburgunder, also ein Wein, von dem Kutej in der Regel nicht sehr viel hält. Normalerweise ist Grauburgunder ihm zu beliebig, wird „zu schnell langweilig und belanglos“. Beim Dönnhoff Grauburgunder Hanse Lounge aus dem Jahr 2019 sei das allerdings anders, „weil das ein Grauburgunder ist, der von einem Riesling-Winzer gemacht wurde“. Es komme hinzu, dass 2019 ein sehr guter, energetischer Jahrgang gewesen sei.

Der Grauburgunder ist etwas kupferfarben, mit einem leichten Rotstich, was daran liegt, dass die Trauben relativ dunkel sind. Er riecht nach Pfirsich und Marille, also „ziemlich saftig“, wie Kutej sagt, und Axel Leonhard findet, dass die Mischung aus Zitrus- und Salzgeschmack eine „besondere Spannung“ erzeugt: „So muss ein guter Grauburgunder schmecken, der von allem etwas hat.“ Die Flasche kostet 20 Euro.

Das Weinpaket zur Weihnachtsfolge des Vier-Flaschen-Weinpodcasts mit einer spannenden Auswahl: Dönnhoff GB Hanse Lounge 2019, Emrich-Schönleber Monzinger Riesling Kabinett 2020, Sander Sauvignon Blanc trocken 2020 und Moiplaas Bery Red Red Shiraz Reserve 2019.
Das Weinpaket zur Weihnachtsfolge des Vier-Flaschen-Weinpodcasts mit einer spannenden Auswahl: Dönnhoff GB Hanse Lounge 2019, Emrich-Schönleber Monzinger Riesling Kabinett 2020, Sander Sauvignon Blanc trocken 2020 und Moiplaas Bery Red Red Shiraz Reserve 2019. © Silkes Weinkeller |

Zur zweiten Flasche, die Michael Kutej sich selbst schenken würde: Der Sauvignon blanc trocken aus dem Jahr 2020 kommt vom Weingut Sander, einem der Bio-Wein-Pioniere aus Rheinhessen. Den Wein hat Kutej bei einer Verkostung von rund 400 Flaschen für das Fachmagazin „Falstaff“ entdeckt, er ist „der beste Sauvignon blanc aus Deutschland im Einstiegsbereich, den ich seit vielen Jahren getrunken habe“. Anders als die meisten Sauvignon blancs riecht und schmeckt dieser nicht zu aromatisch, „er ist eher elegant und harmonisch“.

So hat Kutej ihn für den „Falstaff“ beschrieben: „Cassis und rote Johannisbeere dominieren die Nase. Grüne Paprika und gelber Apfel kommen dazu. Am Gaumen äußerst saftig, man schmeckt Stachelbeere, Kiwi und Salzzitrone. 91 von 100 Punkten.“ Die Flasche kostet nur halb so viel wie der Grauburgunder, also zehn Euro.

Für den Weihnachtsmann hat Kutej einen Rotwein mitgebracht, den Mooiplaas Bery Red Shiraz Reserve 2019 aus Stellenbosch in Südafrika. Den Bery Red gibt es nur in Europa, er ist extra für den Kontinent gemacht worden und der am meisten verkaufte Rotwein in der Hanse Lounge. Kutej schmeckt Brombeere, schwarze Johannisbeere und Preiselbeere, dazu „etwas leicht Kräuteriges, das mag ich“.

Die vierte Flasche enthält den Wein, der am süßesten ist und der den geringsten Alkoholgehalt hat – denn das ist genau das, was Apfelsaftschorlentrinker Axel Leonhard am liebsten mag. Den Emrich Schönleber Monzinger Riesling Kabinett 2020 von der Nahe könne man, eben weil der Alkoholgehalt nur bei neun Prozent liegt, schon beim Schmücken des Weihnachtsbaums am Nachmittag trinken, so Kutej. „Du merkst überhaupt nicht, dass es Wein ist“, sagt Haider, der von der Geschmackskombination von Honig, Zitrone und Salz begeistert ist. „Das Zitronige macht es besonders“, sagt Axel Leonhard, der schon viele eher süße Weine getrunken hat: „Aber das ist noch einmal eine andere Liga.“

Es bleibt die Frage, was Weinguru Michael Kutej am Heiligen Abend trinkt. Die Antwort: Es gibt einen Cabernet Sauvignon Reserve To Kalon von Robert Mondavi aus dem Jahrgang 2016 zur Hauptspeise (Ente mit Rotkohl), „ansonsten werden wir nur Champagner aus dem Hause Mailly Grand Cru Brut Re­serve trinken, diesmal gibt es bei uns zu Weihnachten keinen Weißwein“. Es sei denn, die Familie habe nach dem Essen noch Lust auf einen Dessertwein: Der käme dann aus Österreich, von dem Weingut Kracher. Bei Axel Leonhard werden vor allem „reifere Rieslinge“ vom Weingut Wegeler auf dem Tisch stehen, also Weine, die zehn oder mehr Jahre alt sind. Lars Haider schließlich macht eine Flasche (oder mehrere?) von dem Riesling auf, den der Winzer Eric Manz anlässlich seines Besuches bei den „Vier Flaschen“ nach ihm benannt hat – den Pettenthal Riesling Lars Fass 50 aus dem Jahr 2019.

Alle zwei Wochen ein neuer Wein im schnellen Testformat

Die „Vier Flaschen“ können Sie sich auch unter www.abendblatt.de/podcast anhören oder auf dem YouTube-Kanal des Hamburger Abendblatts ansehen. Im Wechsel mit der bekannten, etwa 90 Minuten langen Folge gibt es alle zwei Wochen eine schnelle Variante: In maximal 9:59 Minuten testen Kutej, Haider und Leonhard eine Flasche Wein, die unter zehn Euro kosten muss und die am Ende mit Punkten von eins bis zehn bewertet wird.