Hamburg. Wetterexperte Frank Böttcher provoziert Bischöfin Kirsten Fehrs im Podcast Blind Date. Hier zum Download: das Magazin Himmel & Elbe.

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Der Wetterexperte Frank Böttcher ist überzeugter Naturwissenschaftler, nicht gläubig, sehr eloquent, dabei gern auch mal provokant und somit ein spannender Gesprächspartner für Kirsten Fehrs beim Podcast „Blind Date mit der Bischöfin“. Gleich zu Anfang konfrontiert er sie mit der Frage, wie sich der Schöpfungsgedanke und der biblische Spruch „Mach dir die Welt untertan“ miteinander vereinbaren ließen. Bischöfin Fehrs sieht da keinen Widerspruch, denn theologisch würde das als Aufforderung verstanden, die Erde zu hegen und zu pflegen und die Schöpfung zu bewahren.

Schon sind die beiden mittendrin in einer Diskussion um Klimawandel, Extremwetter, Fridays for Future und den Wandel der Gesellschaft, der durch die leidenschaftlichen Proteste der Jugend derzeit angestoßen ist. „Wir driften bei dem Thema gesellschaftlich auseinander“, sagt Kirsten Fehrs, die die Kirche gern als Raum sehen würde, in dem Gewerkschafter, Klimaaktivisten und Unternehmer ihre polaren Positionen miteinander austauschen. Sie entwirft das biblische Zukunftsbild einer verheißungsvollen, himmlischen Stadt, was dazu anspornt, die reale Stadt in der Gegenwart positiv zu verändern.

Die Ideale scheitern an dem eigenen Widerwillen zum Verzicht

„Eine Stadt, in der wir achtungsvoll leben und miteinander behutsam umgehen, alle Interessen ausgeglichen sind, in der Nächstenliebe herrscht und wir für humane, gesellschaftliche Verhältnisse eintreten.“ Ein wunderbares Bild, das allerdings, wie beide bemerken, an den eigenen menschlichen Grenzen, dem Widerwillen zum Verzicht scheitert.

Das fängt bei dem Klimaexperten schon beim eigenen Auto an. Er hat sich 2019 nach intensiven Auseinandersetzungen mit sich selbst ein Dieselfahrzeug zugelegt. „Denn für ein E-Auto brauche ich eine Batterie, die den Rohstoff Kobalt enthält. Der ist nur begrenzt vorhanden. Und ich kann nicht ausschließen, dass Kinder ihn mit Löffeln aus Minen gekratzt haben. Da habe ich mich gefragt, kann ich das ethisch vertreten?“, sagt Böttcher und beschreibt humorvoll seine eigene innere Polarisierung – auf der einen Seite der Rebell, der „sofort alles ändern will, und dann die Stimme in mir, die sagt, es muss auch sinnvoll und zu Ende gedacht sein.“

Böttcher glaubt nicht an Wunder sondern an den Zufall

Das Gespräch zwischen ihm und der Bischöfin schwankt zwischen eigener Betroffenheit und existenziellen, philosophischen Gedanken. Was kommt eigentlich hinter der Vorstellungskraft, dem Moment, als die Erde entstand? Für Wetterexperte Frank Böttcher ist da einfach etwas nicht Erklärbares, für Bischöfin Kirsten Fehrs ist da Gott. „Was ist Gott, eine Art Über-Ich?“, hakt Böttcher nach. Die Bischöfin sieht ihn als „dritte Dimension, als das, was Begegnungen einen tieferen Sinn gibt“.

Die Bischöfin will wiederum von Böttcher wissen, ob er an Wunder glaube. Da verneint Böttcher sofort, „aber ich glaube an den Zufall, der sich physikalisch erschließt. Wunder sind Ereignisse, die von höherer Macht verstreut werden, so etwas wie Feenzauber. Mein Verständnis ist das vor einer Welt ohne göttliche Institution.“ Er überlegt, ob denn eine allein ethisch geleitete Kirche ohne Gott vorstellbar sei? Warum das für die Bischöfin unvorstellbar ist, können Sie hören unter www.abendblatt.de/blinddate