Kaum noch Hoffnung auf Überlebende: Beim Untergang der Fähre “Princess of the Star“ am Sonnabend vor der philippinischen Küste sind möglicherweise mehr als 800 Menschen getötet worden.

Manila. Nach Angaben des lokalen Roten Kreuzes von Sonntag starben bei dem Sturm und dem Untergang des Schiffes bislang mindestens 128 Menschen. Die Fähre war in schwerer See nach einem Maschinenschaden vor der Insel Sibuyan auf Grund gelaufen. Bislang wurden 10 Tote geborgen, an Bord sollen 823 Personen gewesen sein. Vier Menschen überlebten das Unglück. Das Rote Kreuz korrigierte damit Angaben von 155 Toten. Der Taifun machte nach offiziellen Aussagen mehr als 360 000 Menschen in zahlreichen Provinzen obdachlos.

Einer der Überlebenden erklärte, das Schiff habe wegen des Sturms seine Fahrt drosseln müssen. "Wir haben gerade gegessen, als die Fähre plötzlich kippte. Uns wurde gesagt, zieht die Schwimmwesten an und verlasst das Boot." Viele Menschen seien ins Meer gesprungen. "Die, die nicht springen konnten, sind wahrscheinlich in der Fähre ums Leben gekommen." Nach Aussage des Augenzeugen hätten vor allem Kinder und Ältere die "Princess of the Star" nicht verlassen können. Eine Frau, die das Unglück von der Küste aus beobachtet hatte, sagte, dass sie vermutlich den Bug eines großen gekenterten Schiffs, aber keine Zeichen von Leben gesehen habe.

Polizeichefinspektor Reynaldo Reyes sagte: "Wir befürchten, dass weitere Leichen in der Fähre eingeschlossen sind." Die "Princess of the Star" hatte am Freitag Manila verlassen und sollte am Samstagnachmittag in der Provinz Cebu ankommen. An Bord waren den Angaben zufolge 702 Passagiere und 121 Crew-Mitglieder. "Bei einer Leiche handelt es sich um eine alte Frau, die auf einer Schaummatratze festgebunden war. Andere Leichen haben wir nicht gesehen, an den Küsten waren kaum Gegenstände angespült", erklärte Reyes weiter.

Rettungsboote mussten wegen des schlechten Wetters umkehren. Ein Sprecher der Marine sagte: "Eines unserer Schiffe musste seine Aktion abbrechen wegen der riesigen Wellen, des heftigen Regens und des starken Windes." Laut Küstenwache ist ein Schiff der Behörde aber mittlerweile in der Nähe der Unglücksfähre angekommen. Die Präsidentin der Philippinen, Gloria Macapagal Arroyo, kritisierte den Chef der Küstenwache. Die Fähre habe trotz einer Taifun-Warnung auslaufen können. Hunderte oft altersschwache Schiffe pendeln täglich zwischen den mehr als 7000 Inseln des Landes. Sie gelten als ein Hauptverkehrsmittel.

Immer wieder werden die Philippinen von Unwetterkatastrophen heimgesucht. Der Archipel liegt am Rand einer Zone im westlichen Pazifik, die das Jahr über von tropischen Wirbelstürmen erfasst werden kann. Der Sturm "Fengshen" tötete allein in der zentralen Provinz Iloilo, etwa 560 Kilometer südlich der Hauptstadt Manila, mindestens 59 Menschen. Mehrere Städte der Region seien überflutet. Der Gouverneur rief den Notstand aus und fürchtet, dass die Zahl der Opfer auf mehr als 100 steigen könnte. Viele Gebiete seien wegen der Überflutungen nicht zu erreichen.

"Fengshen" verursachte Erdrutsche, Wege waren blockiert. In Manila waren mehrere Hauptstraßen überflutet. Weite Teile der Stadt hatten keinen Strom mehr, es stürmte und regnete heftig. Zahlreiche in- und ausländische Flüge mussten abgesagt werden. Der Taifun hinterließ eine Schneise der Verwüstung und sollte auch noch über die nördlichen Teile des Inselstaats hinwegziehen.

Papst Benedikt XVI. sprach den Philippinern sein Mitgefühl aus. Er bete für die Menschen, die bei dem Taifun und dem Schiffsunglück gestorben sind, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Sonntag nach dem Angelus-Gebet in Rom. Auf der Fähre seien offensichtlich zahlreiche Kinder ums Leben gekommen.