Die Ermittlungen nach dem schweren Unfall mit 24 Verletzten auf der Nordsee-Fähre „Polarstern“ werden sich hinziehen. Wie die Hamburger Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) eine Woche nach dem Unglück am Montag mitteilte, wird die Überprüfung noch Monate dauern.

Auch die Auricher Staatsanwaltschaft rechnet mit wochenlangen Ermittlungen. Nach Auskunft der Reederei vom Montag werden die umfangreichen Reparaturen an dem Hochgeschwindigkeits-Katamaran noch "mindestens" bis zum 25. August dauern. Erst dann könne die Fähre wieder fahren, hieß es.

Nach Angaben der BSU wird es mehrere Wochen in Anspruch nehmen, bis ihre Experten alle vorliegenden Ergebnisse bewertet haben. "Den Verletzten und der Schiffssicherheit ist ja nicht damit gedient, wenn das oberflächlich behandelt wird", sagt eine Sprecherin. "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Sache. Es gibt ja auch ein erhebliches öffentliches Interesse." Das Unglück sei als "sehr schwerer Seeunfall kategorisiert" und werde mit Vorrang und personalintensiv behandelt. Die BSU müsse sich aber an gesetzliche Fristen halten. So hätten Zeugen und Reederei 60 Tage Zeit, um sich zur "Vorversion" des Untersuchungsberichtes zu äußern.

Die Staatsanwaltschaft Aurich hat nach eigenen Angaben inzwischen den Kapitän befragt. Gegen den 27-Jährigen wird wegen fahrlässiger Körperverletzung und Gefährdung des Schiffsverkehrs ermittelt. "Über den Stand der Ermittlungsergebnisse können wir nicht informieren", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Werner Kramer. Es sei noch nicht abzuschätzen, wie lange noch ermittelt werden müsse. "Wenn durch irgendein Ergebnis auf einmal völlig klar wird, dass es ein bloßer Schiffsunfall war, kann das auch ganz schnell abgeschlossen sein", sagte Kramer. Ansonsten dauere es wohl noch "zwei bis drei Monate".

Nach Auskunft der Reederei AG Ems wird die Fähre noch "mindestens" bis zum 25. August repariert. Ein klaffender Riss in der Nähe des Bugs muss behoben werden. "Sicherheitshalber" werden zudem alle Frontfenster ausgetauscht. Auch ein neuer Teppich ist nötig.

Zu dem Unfall auf der 357 Gäste transportierenden "Polarstern" war es am Montag vergangener Woche gekommen. Auf dem Rückweg von Helgoland hatte schwere See einen Teil der Reling losgeschlagen und in das Panoramafenster katapultiert. 24 Passagiere wurden verletzt, drei von ihnen schwer. Nach Aussagen mehrerer Fahrgäste hatte es durch die Wellenstöße bereits vorher Verletzte gegeben. Auch sei Panik an Bord ausgebrochen. Unklar ist, ob der Kapitän aufgrund der ihm vorliegenden Wetterdaten gewusst hatte, dass Schiff und Fahrgäste bei der Überfahrt gefährdet waren. Die Reederei sagt, die Entwicklung der Reise sei "so nicht vorhersehbar" gewesen.