Es kommt vor, dass sie in das wirklich wahre Leben der Eppendorfer Grillstation hereinschlurfen - die Dittsche-Touristen. Mit einem polternden „Maaahlzeit“ zuckeln sie in Schlappen und Bademantel zur Theke, bestellen Dittschberger Pilsener und kommentieren das Bier mit einem verzückt-genuschelten „Das perlt aber“.

Die übrigen Gäste verfolgen verblüfft das Gratisschauspiel. Fotoapparate klicken und blitzen, dann stopfen die Touristen sie zurück in ihre Frotteetaschen, sehen sich im Imbiss um, dem Drehort der Sendung "Dittsche - Das wirklich wahre Leben", und gehen wieder raus auf den Eppendorfer Weg im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel.

Inzwischen hat Olli Dittrich den Mann im Bademantel in die Sommerpause geschickt. Mit seiner Countryband "Texas Lightning" spielt er unter anderem am 29. Juni auf der Kieler Woche.

Seit vier Jahren ist die Grillstation Kult, so lange dreht der Westdeutsche Rundfunk (WDR) den mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Wochenrückblick. Dittrich spielt den arbeitslosen Dittsche, der dem Wirt Ingo (Jon Flemming Olsen) seine abstrusen Theorien als "Weltideen" verkauft. Da wundert es nicht, dass Fans aus Österreich und der Schweiz das Lokal des "reinen Titans" besuchen. Den echten Wirt, Oliver Kammerer, freut's. Die Touristen sind gut fürs Geschäft.

Auch an diesem Mittag ist ein Tourist im Laden. Die Grillstation hat sich Rene (24) größer und altmodischer vorgestellt. An einer Wand hängen Fotos der Schauspieler, Bilder mit Boxer Wladimir Klitschko und Comedyfrau Anke Engelke und eine Autogrammkarte von Uwe Seeler. Darunter klebt eine Postkarte mit dem Spruch "Ich war da!!". Die hat Kammerer drucken lassen, als Mitbringsel für die Fans. Renes Vater Digeo (71) zuckt nur mit den Achseln. "Mir ist die Sendung zu primitiv", sagt er, doch Rene hält dagegen: "Ja, aber das muss sie sein!" Und er kündigt an wiederzukommen: im Bademantel.

Die Imbissstube ist jetzt voll, die Handwerker haben Hunger. Zeit für ein Pläuschchen nimmt sich Kammerer trotzdem. "Wir sind nur ein Imbiss, klar, aber für einige Gäste sind wir auch ein wichtiger Treffpunkt", sagt der 40-Jährige. Zum Beispiel für einen Mann, dessen Frau an Heiligabend gestorben ist, und der seitdem noch häufiger in die Grillstation kommt, zum Essen und natürlich zum Reden.

Hähnchen, Schnitzel und Salate werden in Tüten über die Theke gereicht. Auf Hockern sitzen die Bauarbeiter Stefan (43) und Patrick (27). "Wir haben in der Nähe zu tun und wussten, dass hier die berühmte Grillbude steht", sagt Stefan. "Schade nur, dass Schildkröte nicht da ist." Mit Schildkröte (Franz Jarnach) meint er den Dauergast, der in jeder Folge nur ein "Halt die Klappe, ich hab' Feierabend" über die Lippen bringt. Ein Stammgast im wahren Leben ist Joachim (65), der schon hier gegessen hat, bevor der WDR seine Scheinwerfer aufstellte. Einen Imitator hat er noch nicht getroffen, nur "Verrückte", die sich am Drehtag vor dem Laden herumdrücken.

Kammerer sieht den Wirbel gelassen. Manchmal schnacken die Fans mit dem schmalen Wirt, als stehe Ingo mit Vokuhila- Haarschnitt vor ihnen. "Das Spielchen mache ich gern mit", sagt er und bereitet im Großküchen-Tempo Frikadellen zu. Er hat in einem "Steigenberger" gelernt und in den Küchen zweier Hamburger Hotels gearbeitet, ehe er vor drei Jahren den Imbiss übernahm. "Ich habe mich auf die Anzeige "Imbiss zu vergeben, bekannt aus Rundfunk und Fernsehen" gemeldet. Damals wusste ich nichts von Dittsche", erinnert sich Kammerer, wischt sich die gewaschenen Hände an seiner roten Schürze ab und rückt seine Kappe zurecht. "Im Hotel habe ich 16 Stunden gebuckelt. Hier auch, aber es ist Stress, der Spaß macht."

Der lässige 40-Jährige hat sich daran gewöhnt, dass sein Laden Internetseiten füllt, Mitglieder eines Forums essen oft bei ihm. Die Schauspieler sieht er selten. Am Drehtag macht er nur die Auslage und überlässt sein Lokal dem WDR. Vom 11. Oktober an schlurft Dittsche wieder samstags (22.30 Uhr, WDR) in die Grillstation.