Der olympische Fackellauf durch die tibetische Hauptstadt Lhasa verlief dank scharfer Sicherheitsmaßnahmen erwartungsgemäß friedlich. In Nepals Hauptstadt Kathmandu kam es zu Festnahmen nach einer anti-chinesischen Demonstration.

Drei Monate nach den Unruhen in Tibet kam das olympische Feuer in die tibetische Hauptstadt. Die etwa zehn Kilometer lange Fackellauf-Strecke war von einem massiven Aufgebot an Sicherheitskräften gesichert. Zu Zwischenfällen kam es nach ersten Berichten nicht. Geschäfte blieben geschlossen, die gewöhnliche Bevölkerung war von der Veranstaltung ausgeschlossen. Insgesamt beteiligten sich 156 Läufer an dem zweistündigen Fackellauf.

Im Vorfeld zu dem Lauf wurden etwa 30 ausländische und 20 einheimische Journalisten von den Behörden eingeflogen. Sie durften nur von der Auftaktveranstaltung an der ehemaligen Sommerresidenz des Dalai Lama und vom Ende des Fackellaufs berichten. Die Reporter berichteten, das jubelnde Publikum an der Strecke sei offenbar sorgsam ausgewählt worden. Es seien Hochrufe auf China zu hören gewesen.

Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass die chinesischen Behörden vor Ankunft des olympischen Feuers mehr als 1000 Menschen freiließen, die nach den Unruhen Mitte März festgenommen worden waren.

Exil-Tibeter in Nepal festgenommen

Der Vizepräsident der Autonomen Region Tibet, Palma Trily, kündigte an, dass die Region bald wieder für ausländische Touristen geöffnet werde. Einen Zeitpunkt dafür gebe es jedoch noch nicht. Tibet ist seit drei Monaten durch Sicherheitskräfte für Ausländer abgeriegelt.

Tibet-Aktivisten kritisierten den Fackellauf. Die Bürgerrechtsorganisation "International Campaign for Tibet" sprach am Sonnabend von einem "Klima der Furcht" in der Region. Seit den Unruhen seien zahlreiche Menschen verschwunden, Häftlinge seien gefoltert worden. Die Organisation forderte die chinesische Regierung auf, "die gewaltsame Unterdrückung" in Tibet zu beenden.

In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu nahm die Polizei nach eigenen Angaben bei einem anti-chinesischen Protest mehr als 500 Exil-Tibeter fest. Die Demonstranten, darunter buddhistische Nonnen und Mönche, skandierten Slogans wie "China raus aus unserem Land". Erst am Freitag waren in Nepal drei Führer der Exil-Tibeter festgenommen worden. Ihnen wird Anstachelung von anti-chinesischen Unruhen vorgeworfen. In Nepal, wo zahlreiche Exil-Tibeter leben, ist es in den vergangenen Monaten immer wieder zu ähnlichen Protesten gekommen.