Der französische “Jungfrauenmörder“ Michel Fourniret und seine Ehefrau Monique Olivier sind vom Gericht in Charleville-Mézières zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Strafmaß entsprach fast den Forderungen des Staatsanwalts.

Paris. Das Urteil gegen den französischen "Jungfrauenmörder" Michel Fourniret konnte angesichts der entsetzlichen Verbrechen gar nicht anders ausfallen. Lebenslange Haft für den 66-Jährigen und seine 59 Jahre alte Ehefrau Monique Olivier beschloss das Geschworenengericht in Charleville-Mezières am Mittwoch nach mehr als 24-stündigen Beratungen.

Fourniret, von den Medien auch "Monster der Ardennen" getauft, zählt zu den schlimmsten Serienmördern Frankreichs und wird den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen. Diese lebenslange Höchststrafe haben in Frankreich bisher nur zwei Kindermörder erhalten. Eine frühere Entlassung ist ausgeschlossen. Für Olivier, die ihrem Mann bei seiner "Jagd auf Jungfrauen" half und Komplizin der Morde war, beschloss das Gericht eine Mindesthaftdauer von 28 statt 30 Jahren, wie der Staatsanwalt gefordert hatte. Es ist das erste Mal in Frankreich, dass ein Ehepaar für derartige Verbrechen verurteilt wird.

Die Angehörigen der Opfer reagierten erleichtert. "Das Urteil finde ich richtig. Die Mörder meiner Tochter sind verurteilt worden. Wir können jetzt ein neues Leben anfangen", sagte ein Vater. "Wir werden versuchen, ein normales Leben weiterzuführen", sagte ein anderer Vater. "Aber ein Kind zu verlieren, das kann man nie verwinden."

Fourniret hat sieben junge Mädchen im Alter zwischen 12 und 21 Jahren in Frankreich und Belgien entführt, vergewaltigt und ermordet. Er könnte aber nach laufenden Ermittlungen bis zu 15 Frauen getötet haben. Einige seiner Opfer verscharrte er auf seinem Anwesen in den Ardennen. Olivier, die bei allen Taten dabei war, flößte bei einem Mord dem 17-jährigen Opfer Schlafmittel ein, damit es sich nicht wehrte. Die mörderischen Impulse ihres Mannes unterstützte Olivier nach Kräften: vor der Vergewaltigung der 17-Jährigen stimulierte sie ihn sexuell. Zu Hause hat das Paar die Vergewaltigungsszenen "durchgespielt".

Für Staatsanwalt Francis Nachbar sind beide "ein Teufel mit zwei Köpfen". Sie seien "kaltblütige und grausame Serienmörder, wie sie in unserem Land noch nie vorgekommen sind", hatte er in seinem Plädoyer erklärt.

Gestoppt wurde die Mordserie erst 2003 durch die Geistesgegenwart einer 13-Jährigen in Belgien. Sie konnte aus dem Lieferwagen Fournirets flüchten und notierte seine Autonummer, was zu seiner Festnahme führte.

Der zweimonatige Prozess war für die Angehörigen der Opfer eine schwere Prüfung. Zunächst hatte Fourniret die Familien mit wochenlangem Schweigen aufgebracht. Er wollte nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit reden, hatte er erklärt. Doch als er endlich sprach, machte er alles noch schlimmer. Seine kalten, gefühllosen und entsetzlich detaillierten Schilderungen der Verbrechen waren für die Eltern kaum zu ertragen. Der geständige Täter, den die Psychiater als kalt, arrogant und manipulierend einstuften, fand kein Wort des Bedauerns. Stattdessen verteilte Fourniret "Noten" an Anwälte und Richter, beleidigte sie und nannte Nachbar einen "Kläffer".

Die frühere Krankenpflegerin Olivier versuchte immer wieder, sich als Opfer ihres dominanten Mannes darzustellen, das nur ausführte, was er befahl. "Ich hätte ihn sowieso nicht daran hindern können", sagte sie. Der Staatsanwalt hatte jedoch betont, Olivier sei eine treibende Kraft bei den Verbrechen gewesen.

Fourniret wird seinem Anwalt zufolge keine Berufung einlegen. Ob Olivier in Berufung geht, war zunächst nicht bekannt.

Auch der Staatsanwalt war von dem Prozess sichtlich gezeichnet. "Ein Glück, dass es vorbei ist. Zwei Monate lang diese Litanei der Grausamkeiten anhören zu müssen, das reicht", sagte er in einer unüblichen Erklärung vor der Presse. Der Verteidiger Fournirets hatte auf einen großen Schwachpunkt hingewiesen: die französische Justiz hätte Fournirets mörderisches Treiben Jahre früher beenden können, wenn die Zusammenarbeit zwischen den Behörden besser geklappt hätte.

Der belgischen Polizei hatte Fourniret nach den Enthüllungen seiner Frau die Taten 2004 gestanden. Das mörderische Paar ahnte sehr genau, wie seine Zukunft aussehen würde. Bereits vor Beginn des Prozesses sagten beide, dass sie die "Höchststrafe" erwarten.