Schwere Vorwürfe gegen den früheren Hamburger Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs (69). Der FDP-Politiker soll den bekannten Schauspieler Rolf Becker (73) während einer Lesung mit einem Krückstock angegriffen und geschlagen haben.

Schwere Vorwürfe gegen den früheren Hamburger Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs (69). Der FDP-Politiker soll den bekannten Schauspieler Rolf Becker (73) während einer Lesung mit einem Krückstock angegriffen und geschlagen haben. Zahlreiche Zeugen bestätigen den Vorgang, die Polizei ermittelt. Die Prügelattacke ereignete sich am vergangenen Donnerstag. Becker las auf Einladung des Arbeitskreises "Bücherverbrennung - nie wieder!" um 14 Uhr auf dem Rathausmarkt Heine-Texte - direkt neben dem Denkmal des Dichters. Nach Angaben von Helga Obens vom Arbeitskreis habe der große, kräftige Rahlfs zunächst "Unverständliches gerufen" und sei dann auf Becker losgegangen. Der Schauspieler sei unter anderem am Rücken verletzt worden. Makaber: Becker hatte bei der Veranstaltung, die an die NS-Bücherverbrennung erinnerte, gerade die Heine-Worte gelesen: "Man kann meine Bücher verbrennen, meine Worte ausmerzen - ich bin überall angeeckt und ausgestoßen, aber - eines kann man mir nicht nehmen: die Vernunft, die in diesem Jahrhundert und in diesem Land eine Rarität ist." Rahlfs, von 1987 bis 1991 Senator und Mitglied in zahlreichen Aufsichtsräten, spricht gegenüber dem Abendblatt von einem "Missverständnis". Der Politiker, der 1989 einen Schlaganfall erlitt und seitdem meistens am Stock geht, zum Abendblatt: "Ich dachte, da hat jemand die Bannmeile verletzt und hält nun Brandreden." Er habe Becker dann aufgefordert, damit aufzuhören, ihn aber nicht tätlich angegriffen.

Rolf Becker, der den Politiker inzwischen angezeigt hat, beschreibt den Vorfall ganz anders. Danach habe Rahlfs zunächst "Unmutsäußerungen gerufen" und ihm dann unvermittelt in den Rücken geschlagen. Ein Rückenwirbel sei geprellt, schlimmer seien allerdings die "seelischen Schmerzen". Becker: "Das war eine ganz hinterhältige Attacke, und ich frage mich, was in so einem Menschen eigentlich vorgeht." Man hätte streiten und diskutieren können - "aber prügeln, das geht nicht". Rahlfs habe nun "ganz schlechte Karten", denn es gebe etliche Augenzeugen für den Ausraster. Unter anderem habe sich ein pensionierter Amtsrichter sofort als Zeuge zur Verfügung gestellt. Rolf Becker verlangt eine Entschuldigung, ansonsten "will ich nichts von dem". Sein Vorschlag: Rahlfs solle Geld für einen guten Zweck spenden. Der Arbeitskreis teilte unterdessen in einer Pressemitteilung mit: "Der deutsche Dichter Heinrich Heine provoziert auch im Jahr 2008 noch Prügelattacken."