Am Tag der Arbeit zerlegt ein blendend aufspielendes Kollektiv von Zenit St. Petersburg den national fast schon konkurrenzlosen DFB-Pokalsieger und designierten Meister FC Bayern München.

St. Petersburg. Mit der schlimmsten Europapokal-Demontage seit 31 Jahren sind die Träume des FC Bayern München auf das historische Title-Triple jäh beendet worden. Am Tag der Arbeit zerlegte ein erneut blendend aufspielendes Kollektiv von Zenit St.Petersburg den national fast schon konkurrenzlosen DFB-Pokalsieger und designierten Meister FC Bayern München und gewann am Donnerstagabend auch in der Höhe verdient mit 4:0 (2:0). Vor 21500 begeisterten Zuschauern sorgten der zweifache Torschütze Pawel Progrebnjak (4./73. Minute) sowie Konstantin Syrjanow (39.) und Victor Faysulin (53.) für den Einzug der Russen ins Finale am 14. Mai im City-of-Manchester-Stadium. Gegner des Teams von Ex-Bundesliga-Trainer Dick Advocaat wird entweder der AC Florenz oder Glasgow Rangers sein.

Nicht einmal zwei Minuten waren gespielt, da hatte Miroslav Klose allerdings die Führung der Bayern auf dem Fuß. Doch der Nationalstürmer, der ebenso wie Mark van Bommel mit gebrochenem Nasenbein antrat, traf nach Flanke des für Christian Lell in die Mannschaft gerückten Marcell Jansen und Luca-Toni-Kopfball den Ball nicht richtig; Verteidiger Roman Schirokow klärte auf der Linie.

Fast im Gegenzug erwischten die Gastgeber die Bayern bei vorsommerlichen Temperaturen eiskalt: Nachdem er selbst von Lucio gefoult worden war, traf Torjäger Progrebnjak per Freistoß. Franck Ribery riss ein Loch in die Mauer, durch das der Russe den Ball zum Ärgernis von Oliver Kahn in dessen 142. Europapokalspiel in den Bayern-Kasten schoss.

Den frühen Schock verdauten die Münchner aber schnell. Sie nahmen das Heft in die Hand. Eigene Tore blieben aber Fehlanzeige, obwohl Zenit-Keeper Wjatscheslaw Malafejew nicht den sichersten Eindruck machte und in der 19. Minute einen Ribery-Distanzschuss abprallen ließ. Sieben Minuten später zielte der im Hinspiel gesperrte Toni, auf dem die meisten Hoffnungen geruht hatten, mit einem Kopfball nach Vorlage von Martin Demichelis knapp übers Tor. Die Chancen täuschten aber nicht darüber hinweg, dass das Kombinationsspiel der insgesamt feldüberlegenen Gäste nicht wie erhofft funktionierte, zudem lief sich der eifrige Ribery immer wieder fest.

Sobald die höchst effektiven Russen in Ballbesitz kamen, spielten sie ihre Stärken aus und der wackligen Bayern-Densive immer wieder geschickt und schnell in den Rücken. Nachdem Kahn mit dem rechten Fuß gegen Alexander Anjukow (21.) noch hatte retten können, erhöhte Syrjanow auf 2:0. Demichelis und Ze Roberto ließ der Russe mit einer Körpertäuschung alt aussehen, beim Schuss ins lange Eck hatte Kahn keine Chance.

Hitzfeld, der in St. Petersburg ebenfalls sein letztes Europokalspiel auf der Bayern-Bank erlebte, reagierte in der Pause. "Wir müssen deutlich eine Schippe drauflegen", fordert sein Assistent Michael Henke. Der zum Saisonende scheidende Coach nahm die enttäuschenden Jansen und Ze Robert aus der Mannschaft, brachte dafür Lell und Lukas Podolski. Die Devise: Alles oder nichts. Und nur dreieinhalb Minuten nach dem Wiederanpfiff hatten die nun mit drei Angreifern agierenden Bayern die ersten Chance, der dennoch weiter unsichere Malafejew konnte den Toni-Schuss aus 14 Metern aber abwehren.

Das kurze Aufbegehren in der Offensive wurde aber schon kurz danach durch erneute Fahrlässigkeiten in der Defensive bestraft. Einmal mehr konnten sich die Russen auf ihrer rechten Seite ohne viel Gegenwehr durchsetzen, die Flanke von Anjukow wuchtete Faysulin mit dem Kopf unhaltbar für den fast schon bemitleidenswerten Kahn ins Tor. Von einem richtigen Aufbäumen war danach wenig zu spüren. Stattdessen machte Progrebnjak, der allerdings das Finale gelbgesperrt nur von außen beobachten darf, das Debakel der Bayern mit seinem 10. Europapokaltreffer perfekt. Zuletzt hatten die Münchner am 23. November 1977 im Europapokal mit 0:4 gegen Eintracht Frankfurt so hoch verloren.