Der am Donnerstagabend in Kenia wegen “terroristischer Umtriebe“ festgenommene deutsche Jazzmusiker Andrej Hermlin ist wieder auf freiem Fuß.

Nairobi/ Berlin. Der in Kenia unter Terrorismusverdacht festgenommene Berliner Swingmusiker Andrej Hermlin-Leder ist wieder auf freiem Fuß. Seine Frau Jocelyn teilte am Samstag in Berlin mit, sie habe gegen 12.30 Uhr mit ihrem Mann telefoniert. Der 42-Jährige sei im Gefängnis gut behandelt worden. Unklar blieben vorerst die Gründe für seine Festnahme.

Mit Hermlin waren am Donnerstag ein Fotograf und eine niederländische Dokumentarfilmerin festgenommen worden. Die beiden Deutschen sollten das ostafrikanische Land noch am Sonnabend verlassen. Nach Angaben eines Sprechers wollte Botschafter Walter Lindner den Berliner Musiker Andrej Hermlin und den zweiten Deutschen zum Flughafen begleiten. Über das Schicksal der Niederländerin gab es zunächst keine Informationen.

In der Partei des Oppositionsführers Raila Odinga, den Hermlin persönlich kennt und für den er auch Wahlkampf gemacht hat, wurde der offizielle Festnahmegrund in Zweifel gezogen. Die Gruppe habe allerdings Aufnahmen von angeblichen Sicherheitseinrichtungen des Landes bei sich gehabt, hieß es. Der deutsche Botschafter in Nairobi, Walter Lindner, konnte mit Hermlin in der Haft sprechen, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Details wurden nicht genannt.

Hermlins Frau, eine Kenianerin, wird ebenfalls zu den Anhängern Odingas zugerechnet. Die Familie hat einen Zweitwohnsitz in Kenia. Im Ort seiner Schwiegerfamilie in Kenia betreibt Hermlin private Entwicklungshilfe, wie er in einem rbb-Interview sagte. Vorrangig sei es dabei bisher um den Aufbau der Schule sowie um die Beschaffung von Schuhen für 200 Schulkinder gegangen. Auch eine feste Straße sei projektiert.

Der langjährige Chef des Berliner Swing Dance Orchestra war im Auftrag der Berliner Zeitschrift "Super Illu" für eine Reportage über die Zustände im Land nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl unterwegs. "Wir sind sehr betroffen und hoffen, dass Andrej Hermlin so schnell wie möglich wieder aus der Haft entlassen wird", erklärte Chefredakteur Jochen Wolff noch am Freitag.

Unruhen und Tote nach der Wahl

In der Nacht zum Sonabend starben bei neuen Unruhen in dem ostafrikanischen Land acht Menschen. Wie aus Polizeikreisen verlautete, wurden in den Armenvierteln Baba Dogo und Kibera der Hauptstadt Nairobi drei Menschen durch Sicherheitskräfte getötet. Fünf weitere Menschen starben in der westkenianischen Stadt Kisumu.

Seit der umstrittenen Wiederwahl von Präsident Mwai Kibaki am 27. Dezember kamen bei Unruhen in Kenai bislang mindestens 700 Menschen ums Leben, 200.000 ergriffen die Flucht. Odingas oppositionelle Partei Orange Democratic Mouvement wirft Kibaki Wahlbetrug vor und will so lange protestieren, bis die Regierung einlenkt.