Ein Krankenpfleger hat an seinem dienstfreien Tag seiner Freundin die Babyklappe zeigen wollen. Am unteren Ende der Treppe entdecken sie vor der Glastür mit der Stahlklappe den leblosen Körper eines Säuglings.

Hannover. Die Hinweisschilder zur Babyklappe sind nicht leicht zu sehen. Der verwinkelte Zugang über eine Kellertreppe ist durch dicht bewachsene Hecken vor ungewünschten Blicken geschützt. An diesem Ort, an dem Babys anonym und unbeobachtet in sichere und fürsorgliche Hände gegeben werden können, macht ein Pfleger des Friederikenstifts in Hannover am Mittwochmittag einen erschütternden Fund. Neben der Babyklappe liegt der reglose Körper eines Neugeborenen. Ärzte in der nur wenige Meter entfernt liegenden Notaufnahme versuchen verzweifelt, den kleinen Jungen zu retten. Ihre Bemühungen sind vergeblich. Das Pärchen und auch die Ärzte müssen nach der gescheiterten Rettungsaktion von Seelsorgern betreut werden.

"Ich bin völlig fassungslos und erschüttert", lässt die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann von ihrem Sprecher mitteilen. Die Umstände müssten so schnell wie möglich geklärt werden, fordert die Schirmherrin des Trägervereins "Mirjam", der für die Klappe verantwortlich ist.

Im Patientengarten des Krankenhauses in Hannover liegen noch Reste des in der Nacht gefallenen Schnees. Nach der Körpertemperatur zu urteilen, sei der Junge bei seiner Entdeckung bereits mehrere Stunden tot gewesen, sagt ein Polizeisprecher. Es ist nicht auszuschließen, dass er bereits nicht mehr lebte, als er dort hingelegt wurde. Erste Erkenntnisse zur Todesursache sollte eine Obduktion des Leichnams ergeben, die für den frühen Abend angesetzt war. Auch Hinweise auf die Mutter gab es zunächst nicht.

Die Babyklappe wurde 2001 in einem Nebengebäude des Krankenhauses eingerichtet. "Der Kellerabgang ist nicht videoüberwacht, um es jedem so einfach wie möglich zu machen, ein Baby in die Klappe zu legen", erläutert der kommissarische Leiter der Frauenklinik des Friederikenstifts, Jörg Gade. Erst wenn die Klappe geöffnet wird und ein Baby hineingelegt wird, werden Bilder aufgenommen. Diese werden an eine zentrale Überwachungsstelle nach Hamburg geschickt, und von dort wird die jeweilige Klinik informiert.

"In den vergangenen sieben Jahren wurden sieben Säuglinge in das Körbchen gelegt, ein weiterer wurde in der Nähe an einem Fahrradständer gefunden", erläutert Utz Wewel vom Diakonischen Dienst Hannover. Alle acht wurden inzwischen in die ursprünglichen Familien zurückgebracht oder adoptiert. "Für uns ist es ein ganz trauriger Zustand, ein totes Kind zu finden."