Etwa 450 Menschen, darunter führende Landespolitiker, gedachten den fünf Jungen, die von der eigenen Mutter betäubt und erstickt worden waren.

Lütjenburg. Mit einem Trauergottesdienst haben heute etwa 450 Menschen, darunter führende Landespolitiker, der fünf von ihrer Mutter getöteten Kinder aus dem schleswig-holsteinischen Darry gedacht. Die evangelische Bischöfin aus Lübeck, Bärbel Wartenberg-Potter sprach bei ihrer Predigt in der St.Michaelis-Kirche in Lütjenburg die Hoffnung aus, "dass es durch das furchtbare Geschehen in Darry einen Zuwachs an Menschlichkeit gibt".

Der Tod der fünf Jungen im Alter zwischen drei und neun Jahren, die von ihrer Mutter offenbar zunächst betäubt und dann erstickt wurden, dürfe nicht vergeblich gewesen sein. "Darry macht hoffentlich reifere Menschen aus uns". Wartenberg-Potter forderte die Bürger auf, herauszutreten aus ihrer Befangenheit, nachzufragen und ihre Hilfe anzubieten. Das wäre eine neue Kultur des Miteinanders, in der Eltern nicht alleine gelassen würden, sagte die Lübecker Bischöfin.

Die Geistliche stellte die Frage, vor welchem Abgrund die Mutter wohl gestanden habe, als sie die Tat begangen habe. "Das Wort Mutter steht doch für Vertrauen, das Wort Kind für Unschuld. Beide Worte liegen zerschmettert am Boden". Die Bischöfin beklagte: Wir leben in einer zu distanzierten, individualistischen Kultur".

Zu Beginn des Gottesdienstes in der alten Lütjenburger Backsteinkirche hatten Kinder und Erwachsene als Ausdruck ihrer Trauer und Betroffenheit brennende Teelichter vor den Altar gestellt. Unter den Trauergästen befand sich auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU), Innenminister Ralf Stegner (SPD) und Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD).

Auch vor dem Wohnhaus der Familie in Darry, einem schlichten Klinkerbau aus den 70er Jahren, gedachten viele Mitmenschen der getöteten Kinder. Auf den Eingangsstufen legen sie auch am Sonntag, drei Tage nach Bekanntwerden der Tragödie, noch immer Kränze, Gestecke Grablichter und Plüschtiere nieder.

Die Tat in Darry, die von der 31 jährigen offenbar psychisch kranken Mutter ausgeübt wurde, hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Die Frau wurde inzwischen in die Psychiatrie in Schleswig eingewiesen. Die Tat soll sie nach Angaben des leitenden Staatsanwaltes im Zustand absoluter Schuldunfähigkeit begangen haben.Der Termin der Beisetzung der fünf Kinderleichen steht noch nicht fest.