Mit einem ungewöhnlichen und mutigen Bekenntnis zu ihrer Transsexualität hat Stabhochspringerin Yvonne Buschbaum ihre sportliche Karriere beendet.

"Seit vielen Jahren befinde ich mich gefühlsmäßig im falschen Körper", erklärte die 27-Jährige vom TuS 1897 Saulheim der "Saarbrücker Zeitung" (Donnerstags-Ausgabe). "Im Wesentlichen erfolgt meine Entscheidung aufgrund meines seelischen Ungleichgewichts." Auf ihrer Homepage kündigte die EM-Dritte von 1998/2002 an, sich einer Hormonhandlung zu unterziehen. Auch ihren Namen will Buschbaum ändern.

"Wer mich kennt, erkennt einen klaren Makel. Ich fühle mich als Mann und muss mein Leben im Körper einer Frau leben", beschrieb die mehrfache deutsche Meisterin mit der Bestleistung von 4,70 Meter ihr seit vielen Jahren andauerndes Dilemma. Sie führt sogar ihre zahlreichen Verletzungen, die vier Operationen an beiden Füßen nach sich zogen, darauf zurück. "Die Jahre der Diskrepanz zwischen Schein und Sein haben ihre Spannungen hinterlassen und körperlich Ausdruck gefunden in Form meiner verletzten Achillessehnen. Eine chronische Verletzung ist immer die logische Konsequenz, dass es der Seele nicht gut geht."

Sie möchte nicht länger verkannt werden, erklärte die in Ulm geborene Buschbaum, die beim VfB Stuttgart ihre Karriere startete und später für den ABC Ludwigshafen sprang. "Ich appelliere an das Verständnis und Einfühlvermögen eines gesunden, reinen und charakterstarken Menschenverstandes, meinen Schritt zu respektieren und keine falschen Schlüsse daraus zu ziehen. Ich gehe diesen öffentlichen Weg bewusst."

Ausdrücklich verwies die Stabhochspringerin darauf, dass ihre Erfolge aus biologischer Sicht ihre natürliche Berichtigung haben: "Ich dope nicht". Sie will ihren Fall nicht verglichen haben mit dem der früheren Kugelstoß-Europameisterin Heidi Krieger. Die hatte sich nach hohen Zugaben von männlichen Hormonen im Zuge des DDR-Dopings operieren lassen und lebt heute als Andreas Krieger.

Theoretisch könnte Buschbaum 2012 bei den Olympischen Spielen in London als Mann teilnehmen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) lässt seit 2004 transsexuelle Sportler zu. "Die Frage, bei den Männern zu starten, stellt sich mir nicht", sagte sie jedoch. "Die Welt des Sports ist klein. Umso dankbarer bin ich dafür, dass mich Größeres erwartet."