Was tun, wenn über 25 Millionen Deutsche grippekrank würden? Krisenstäbe der Gesundheitsbehörden proben heute den Ernstfall – auch in Hamburg.

Berlin/Hamburg. Das Horrorszenario einer Grippe-Pandemie steht im Mittelpunkt der diesjährigen Bund-Länder-Katastrophenübung LÜKEX, die heute stattfindet. Dabei wollen die Krisenstäbe von Innen- und Gesundheitsbehörden beim Bund und in sechs Bundesländern proben, was zu geschehen hat, wenn sich in Deutschland ein gefährlicher Grippeerreger rasend schnell ausbreiten sollte.

Auch in Hamburg probt man den Ernstfall. "So langsam läuft alles rund", sagte Holger Poser, Referatsleiter bei der Innenbehörde, am Vormittag. Das Training endet am Donnerstagabend. Rund 500 Helfer nehmen in Hamburg teil.

Das Robert-Koch-Institut geht im Zusammenhang mit dem Vogelgrippevirus schon länger davon aus, dass eine Grippepandemie nur eine Frage der Zeit sei. Der Nationale Pandemieplan nimmt an, dass im Fall einer Masseninfektion rund 30 Prozent der deutschen Bevölkerung erkranken werden. Rund 360 000 Menschen müssten ins Krankenhaus. Zu rechnen sei mit 96 000 Toten.

Fachleute erwarten, dass eine Influenzapandemie in Südostasien beginnen und in mehreren Wellen um den Globus wandern wird. Bis zur Ankunft in Deutschland hätten Mediziner und Behörden vermutlich nur wenige Wochen Vorbereitungszeit.

Der Fall der Influenzapandemie sei ausgewählt worden, "da sie Auswirkungen auf nahezu alle Lebensbereiche hätte und ein Zusammenwirken aller beteiligten Stellen unerlässlich wäre", erklärte das rheinland-pfälzische Sozialministerium zu der Übung. Ziel sei es, die Gefahrenabwehr zu optimieren.

Die so genannte LÜKEX-Übung - Länderübergreifendes Krisenmanagement Exercise - wird alle zwei Jahre mit einem anderen Themenschwerpunkt organisiert. In früheren Jahren wurde zum Beispiel die Reaktion auf einen groß angelegten Stromausfall oder auf einen Terroranschlag bei Massenveranstaltungen geübt. An der diesjährigen Übung beteiligt sind nicht nur staatliche Stellen, sondern auch Firmen wie die Deutsche Bahn oder der Chemie- und Pharmariese BASF Boehringer Ingelheim und die Lebensmittelkette Tengelmann.

Geprobt wird unter anderem der schnelle Informationsaustausch und die Vernetzung der beteiligten Stellen, wie das Bundesgesundheitsministerium der AP mitteilte. Genutzt werden Kommunikationskanäle über das Internet, Email und Telefon. Die Vorarbeit zwischen Bund und Ländern sei sehr positiv gewesen. "Es läuft fantastisch", sagte ein Ministeriumssprecher.