Sie nahm von den Reichen und gab es den Armen. Nach einem Ladenüberfall im Stile von Robin Hood muss sich eine 30 Jahre alte Frau seit Dienstag vor dem Amtsgericht Altona verantworten. Sie hatte Ende April vergangenen Jahres ein Hamburger Feinkostgeschäft überfallen.

Hamburg. Laut Anklage soll die Frau das Geschäft gemeinsam mit unbekannten Mittätern in Kostümen gestürmt und zahlreiche Delikatessen geplündert haben. Die Beute verteilte die Gruppe anschließend anonym an Einrichtungen, die sie für bedürftig hielt. In einem Schreiben bekannte sich eine Schar von "Superhelden" zu dem Anschlag und kritisierte die ungerechte Verteilung des Reichtums in Hamburg. Die Angeklagte schwieg zu den Vorwürfen. Ihre Verteidigerin bezeichnete den Prozess als "absurd".

Die Aktivisten hatten ihren kurzen Überfall mit Fotos und Texten im Internet dokumentiert. Nach eigenem Bekunden wollten sie mit der Aktion auf die wachsende Verschlechterung von Arbeits- und Lebensbedingungen vieler Menschen aufmerksam machen. Bereits am 1. Mai 2005 hatte eine Gruppe von Maskierten ein Gourmetrestaurant in Hamburg gestürmt und Delikatessen vom Büfett erbeutet.

Zwei Angestellte des geplünderten Feinkostgeschäfts konnten die Angeklagte, die für die Gegenüberstellung in einer Gruppe von Maskierten saß, im Gerichtssaal nicht als Täterin identifizieren. Auch Experten des Bundeskriminalamtes hatten bei einem Vergleich von Fotos der 30-Jährigen mit Aufnahmen vom Überfall keine brauchbaren Ergebnisse erzielen können. Polizeiliche Durchsuchungen, bei denen laut Anklage belastende Indizien entdeckt wurden, hält die Verteidigerin für unrechtmäßig.