Umweltorganisation wollte Petition überreichen - Polizei am Ende ihrer Kräfte - Blockaden dauern an

Rostock. In die schwer bewachte Sicherheitszone rund um den G-8-Tagungsort Heiligendamm sind am Donnerstag erneut Demonstranten eingedrungen. Die Umweltorganisation Greenpeace enterte am Donnerstag mit mehreren Booten das Sperrgebiet vor dem Ostseebad, um die G-8-Staaten zu Maßnahmen gegen den Klimawandel aufzufordern. Die Boote wurden vor der Ostseeküste von Polizeischiffen verfolgt und zum Stopp gezwungen. Eine Greenpeace-Besatzung präsentierte ein Plakat mit der Aufschrift "G 8 - Act now" ("G-8 - handele jetzt").

Die Umweltorganisation erklärte, mit der Aktion sollten die G-8-Staaten zu Maßnahmen gegen den Klimawandel aufgefordert werden. Nach Angaben von Greenpeace gelang es zwei Aktivisten, an Land zu kommen. Insgesamt seien elf Boote mit 25 Mann Besatzung an der Aktion beteiligt gewesen. Laut Greenpeace wurden sechs Aktivisten verletzt, einer wurde ins Krankenhaus gebracht. Polizeiboote hätten zwei Greenpeace-Boote regelrecht überfahren. Der Polizei lagen dazu keine Erkenntnisse vor. Bestätigt wurde lediglich, dass mehrere Boote in die Sperrzone eingedrungen und gestoppt worden seien. Ein Polizist sei verletzt worden. Die Staatsanwaltschaft prüft laut Polizei die Einleitung strafrechtlicher Maßnahmen gegen die Aktivisten.

Die Polizei ist nach den zahlreichen Einsätzen rund um den G-8-Gipfel am Ende ihrer Kräfte. Man sei mit dem Krafteinsatz "am Limit" angekommen, sagte Polizeisprecher Olaf Seitels von der Sondereinheit Kavala in Rostock. Eine Public-Viewing-Veranstaltung in Warnemünde wurde deshalb abgesagt. Weiter seien 16.000 Beamte im Einsatz, einige Einheiten seien mit frischen Kräften ausgetauscht worden. Allein am Mittwoch seien bei Ausschreitungen weitere 16 Polizisten verletzt worden. 178 Demonstranten seien in Gefangenensammelstellen gebracht worden. Am Donnerstag kamen laut Polizei 300 Ingewahrsamnahmen dazu, fast 250 Demonstranten wurden zu Sammelstellen gebracht.

Die Sitzblockaden rund um Heiligendamm dauerten auch am Donnerstagnachmittag an. Die Blockierer hatten teilweise die ganze Nacht ausgeharrt. Die Lage war aber laut Polizei insgesamt ruhig geblieben. Am Mittwoch war es rund 10.000 Demonstranten gelungen, in die Sicherheitszone neben den um Heiligendamm gezogenen Zaun einzudringen, obwohl Demonstrationen dort verboten sind.

Auch am Donnerstag versuchten am westlichen Kontrollpunkt bei Hinter Bollhagen tausende Demonstranten, an den Sicherheitszaun zu gelangen, wie die Polizei berichtete. Gegen Mittag sammelten sich den Angaben zufolge dort rund 5.000 Demonstranten. Wieder wurden Wasserwerfer eingesetzt. Unter anderem dauerte auch die Blockade des östlichen Kontrollpunkts an. Nach Angaben der Organisatoren vom Bündnis Block G-8 befanden sich zwischenzeitlich 3.000 Demonstranten dort.

Am Nachmittag dünnten die Sitzblockaden laut Polizei aus. Zahlreiche Demonstranten besuchten offenbar das Konzert "Deine Stimme gegen Armut", das am Nachmittag vor rund 80.000 Besuchern in Rostock startete. Geplant waren unter anderem Auftritte von Herbert Grönemeyer und U2-Sänger Bono. Ein für Donnerstag geplanter Sternmarsch auf Heiligendamm war aus Sicherheitsbedenken untersagt worden.

Nach dem fortgesetzten Eindringen von Demonstranten in den Sicherheitsbereich kritisierte der SPD-Politiker Johannes Kahrs die zuständigen Behörden und sprach in der "Netzeitung" von einem "Versagen der Staatsmacht". Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Harald Ringstorff (SPD), stellte sich dagegen ausdrücklich hinter die Polizeieinheit Kavala.