Das erwartete Schützenfest blieb aus, aber durch den deutlichen Sieg gegen San Marino baut die DFB-Elf ihren Vorsprung vor Tschechien aus.

Nürnberg. Nach erheblichen Startschwierigkeiten hat die deutsche Nationalmannschaft gegen Fußball-Zwerg San Marino am Ende doch noch klar gewonnen, den erhofften Tor-Rekord aber verfehlt. Das am Ende deutliche 6:0 (1:0) gegen die im Hinspiel mit 13 Treffern bedachten Amateur-Kicker nahm am Samstag in Nürnberg erst Konturen an, als der Gegner nach einer Gelb-Roten Karte gegen Davide Simoncini geschwächt war. Kevin Kuranyi (45.), Marcell Jansen (52.), Torsten Frings (54./Foulelfmeter), Mario Gomez (63./65.) und Clemens Fritz (67.) erzielten vor 43 967 Zuschauer die Tore für den WM-Dritten, der mit 16 Punkten die alleinige Tabellenführung in der Qualifikationsgruppe D vor Tschechien (14) übernahm, das am Nachmittag in Wales nicht über ein 0:0 hinausgekommen war. Mit einem erfolgreichen Saisonabschluss am Mittwoch in Hamburg gegen die Slowakei kann sich die DFB-Elf schon vorentscheidend von der Konkurrenz absetzen.

370 Tage vor dem EM-Start spielte die deutsche Mannschaft eine Halbzeit lang ohne Ideen und Kreativität, ehe sie die Fans doch noch mit schön herausgespielten Toren versöhnte. Doch zunächst überwog die Enttäuschung: Denn obwohl von Bundestrainer Joachim Löw gegenüber der 2:1-Gala in Tschechien nur auf drei Positionen verändert, ließ das Team eine Halbzeit lang alle Tugenden vermissen, die es in Prag ausgezeichnet hatten. Statt schnell und direkt über die Flügel zu spielen, wählte man das falsche Mittel und versuchte das Bollwerk der mit Mann und Maus verteidigenden Amateure immer wieder durch die Mitte zu knacken.

Erst als bei den Gästen die Kräfte nachließen und Simoncini wegen wiederholten Foulspiels Gelb-Rot sah (53.), hatte das DFB-Team im zweiten Abschnitt leichtes Spiel. Vor allem bei Miroslav Klose, um dessen möglichen Wechsel zum FC Bayern München zum Saisonende weiter heftig spekuliert wird, war die Verunsicherung förmlich spürbar. Der WM-Torschützenkönig war auch gegen den 195. der Weltrangliste nur ein Schatten seiner selbst und vergab klarste Einschussmöglichkeiten. Nebenmann Kuranyi spielte lange Zeit glücklos, ehe ihm beim 1:0 das vierte Länderspieltor seit seinem Comeback gelang. Sein Nachfolger Gomez unterstrich mit einem Doppelschlag seinen Wert für das Team.

Sichtlich unwohl in seiner Rolle als Vertreter des verletzt fehlenden Michael Ballack fühlte sich Bernd Schneider, der als Ballverteiler in der Mitte nicht an seine guten Leistungen im Trikot von Bayer Leverkusen anknüpfen konnte. Auf der rechten Seite sorgte Roberto Hilbert, der an Stelle von Clemens Fritz in die Startelf gerückt war, für wesentlich mehr Druck als sein Pendant Thomas Hitzlsperger. Der Stuttgarter drängte außerdem zu häufig in die Mitte. Jens Lehmann und seine Vorderleute wurden wie schon beim 13:0 im Hinspiel auf keine Probe gestellt. Dennoch sorgte der Keeper zwei Minuten vor der Pause für Nervenkitzel, als er Manuel Marani den Ball außerhalb des Strafraums unbedrängt in die Füße spielte, dieser das Geschenk jedoch nicht annahm.

Auf den Rängen herrschte zu Beginn eine Happening-Stimmung, die an die Atmosphäre während der WM erinnerte, doch je länger die Fans auf den ersten Treffer warten mussten, desto größer wurde ihre Ungeduld. Dabei boten sich der deutschen Mannschaft beim Spiel auf ein Tor Chancen in Hülle und Fülle, doch entweder war Torhüter Aldo Simoncini auf dem Posten oder ein Abwehrbein der Gäste stand einem erfolgreichen Abschluss im Wege.

Bei der bis dahin besten Möglichkeit scheiterte Thomas Hitzlsperger (23.) an dem 22 Jahre alten Studenten Simoncini, der für jede Parade von seinen Teamkollegen begeistert gefeiert wurde. Nach rund einer halben Stunde machten die Anhänger ihrem Unmut über das planlose Gekicke der Hausherren mit gellenden Pfiffen Luft und auch die Führung durch Kuranyis 18. Länderspieltor kurz vor der Pause konnte sie kaum besänftigen. Der Schalker erwischte eine verunglückte Flanke von Hilbert mit dem Kopf und überwand Simoncini mit einer unhaltbaren Bogenlampe.

Der erste Fehler ihres Schlussmanns, vom künftigen Münchner Jansen zu seinem Tor im DFB-Trikot genutzt, ließ die Widerstandskraft bei San Marino erlahmen. Nur zwei Minuten später traf Frings per Strafstoß, nachdem Davide Simoncini Kuranyi zu Boden gerissen hatte. Danach schraubten Doppel-Torschütze Gomez und Fritz das Resultat doch noch in erwartete Höhen.