Der wegen Kriegsverbrechen im Bosnienkrieg angeklagte bosnisch-serbische General Zdravko Tolimir ist verhaftet worden.

Belgrad/Den Haag. Das serbische Innenministerium und das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag bestätigten am Abend die Festnahme. Tolimir (59) sei bei der Gemeinde Ljubovije an der Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Serbien in einer gemeinsamen Aktion der Polizei beider Länder festgesetzt worden, berichteten zuvor Belgrader Medien. Tolimir war im Februar 2005 vom Uno-Tribunal wegen des Massakers in Srebrenica angeklagt worden. Im Juli 1995 waren dort bis zu 8000 Muslime von serbischen Verbänden ermordet worden.

Tolimir war während des Bürgerkrieges (1992-1995) Generalstabschef der bosnisch-serbischen Armee und einer der engsten Mitarbeiter des Militärchefs Ratko Mladic. Mladic ist ebenfalls wegen Kriegsverbrechen vom Uno-Tribunal angeklagt und seit über zehn Jahren auf der Flucht. Der frühere serbische Verteidigungsminister Zoran Stankovic hatte am Donnerstag zugegeben, dass der militärische Geheimdienst VBA über die Fluchtwege von Mladic bis Ende 2005 informiert war. Seitdem sei er verschwunden. Demgegenüber hatten die Zeitungen sogar Wohnungsadressen in Neu-Belgrad ausfindig gemacht, wo Mladic bis Ende letzten Jahres Unterschlupf gefunden haben soll.

Die EU hatte vor einem Jahr die Verhandlungen mit Belgrad über eine Annäherung an Brüssel mit der Begründung ausgesetzt, Serbien biete insgesamt sechs angeklagten Kriegsverbrechern mit Mladic an der Spitze Schutz. Belgrad hatte das bestritten. In ersten Reaktionen erwarteten serbische Kommentatoren, dass nach der Verhaftung von Tolimir die Verhandlungen mit der EU wieder aufgenommen werden könnten. Das angestrebte Abkommen könne dann endgültig unterschrieben werden, wenn auch Mladic und die anderen Angeklagten verhaftet seien.