Mehrere Tausend Beschäftigte des europäischen Flugzeugherstellers haben mit einem Warnstreik auf die angekündigten harten Einschnitte beim europäischen Flugzeugbauers reagiert. Zu dem Aktionstag hatten die französischen Gewerkschaften aufgerufen. Am Airbus-Hauptsitz in Toulouse beteiligten bis zu 15 000 Menschen an den Protesten.

Toulouse/Stuttgart. Knapp eine Woche nach Bekanntgabe des Airbus-Sanierungsprogramms haben Zehntausende Mitarbeiter in Frankreich gegen die Sparmaßnahmen gestreikt. Allein in Toulouse folgten bis zu 15 000 Menschen dem Aufruf der Gewerkschaften und forderten die Rücknahme von "Power 8". Das vergangenen Mittwoch vorgelegte Programm sieht den Abbau von 10 000 Stellen in Europa vor, davon 4300 in Frankreich. In Deutschland sollen 3700 Jobs gestrichen werden, hier gab es bereits in der vergangenen Woche zahlreiche Demonstrationen. Die Kritik an dem Konzept hielt weiter an.

"Diese Massendemonstration bedeutet ein klares 'Nein' für das Sanierungsprogramm, ein 'Nein' zur Verlagerung des A320 nach Hamburg", sagte Francois Kepper von der Gewerkschaft France Ouvrier (FO). Nach den Plänen von Airbus-Chef Louis Gallois soll der Mittelstreckenjet bald überwiegend in der Hansestadt gebaut werden. "Wir wollen nicht zu Handlangern von Airbus degradiert werden", sagte Kepper.

Mit Plakaten und einem Autokonvoi zogen die Menschen durch die Straßen der südfranzösischen Stadt Toulouse, in der sich das Airbus-Hauptquartier befindet. Die Demonstranten forderten auch eine Kapitalerhöhung des französischen Staates bei der Airbus-Mutter EADS.

Nach Gewerkschaftsangaben machten in Nantes etwa 1500 Menschen, vor dem Werk in Saint-Nazaire 3000 Beschäftigte ihrem Ärger Luft. 90 Prozent der Belegschaft beteiligten sich demnach an der fünfstündigen Arbeitsniederlegung und gingen trotz strömenden Regens auf die Straßen. Sollte das Unternehmen nicht auf die Proteste reagieren, werde es zum "totalen Streik" kommen, sagte FO-Nantes-Sprecher Joseph Fleury.

Unterdessen kündigte Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger Widerstand gegen den geplanten Verkauf des Airbus-Werks im schwäbischen Laupheim an. Der CDU-Politiker sagte, er wolle die genauen Hintergründe wissen. Die Landesregierung werde mit dem EADS-Management entsprechende Gespräche führen. Falls es zu einer Veräußerung des Werks mit 1200 Beschäftigten komme, fordere man eine Standort- und Arbeitsplatzgarantie.

Die baden-württembergische IG Metall sprach sich erneut gegen einen Verkauf des Airbus-Standortes aus. Bezirksleiter Jörg Hofmann erklärte: "Die Pläne der Airbus-Manager sind auf Sand gebaut und ergeben noch lange kein Konzept."

Der niedersächsische Landtag forderte die Landesregierung einstimmig auf, den Kampf um den Erhalt der Airbus-Arbeitsplätze und den Verbleib aller Standorte im EADS-Verbund fortzusetzen. Vor allem in dem vom Verkauf bedrohten niedersächsischen Werk Varel und in Nordenham, für das ein Partner gesucht wird, müsse eine Abwanderung der Arbeitsplätze verhindert werden, verlangten die Landtagsabgeordneten. Der Verkauf von Werken erschwere die Arbeitsteilung im EADS-Konzern, führe zu Know-how-Verlust und sei kein geeignetes Mittel, um die Kapitalbasis des Unternehmens zu stärken, heißt in der Resolution.