Rigoroses Sparprogramm soll zwei Milliarden Euro einbringen. Zeitplan für die Auslieferung des Superfliegers bleibt unklar. Die Entscheidung über eine Umorganisation der Fertigung bei Airbus wird in den kommenden drei Wochen erwartet.

PARIS/MÜNCHEN/AMSTERDAM. Der europäische Luft-und Raumfahrtkonzern EADS hat die Entscheidung über das Passagierflugzeug-Programm Airbus A380 überraschend vertagt. Die Konzernführung war in Amsterdam zusammengekommen, um über eine Umorganisation der Fertigung bei Airbus und eine dritte Verschiebung der Auslieferung des A380 an die Kunden zu sprechen. Die Beratungen würden "in naher Zukunft fortgesetzt", teilte EADS nach stundenlanger Debatte lediglich mit.

Eine Entscheidung wird in den kommenden drei Wochen erwartet. Zur Debatte steht dabei auch die Konzentration der A380-Fertigung in Toulouse. Das Werk Hamburg würde als Ausgleich dann die Produktion des kleinen Verkaufsrenners A320 erhalten. Gegen diese im Konzern immer wieder angesprochene Lösung gibt es aber Widerstand sowohl in Hamburg als auch in Toulouse. Hamburg ist für Rumpfsegmente und den Innenausbau zuständig; von den 12 000 Hamburger Airbus-Mitarbeitern wurden 2500 eigens für das A380-Programm eingestellt. In Toulouse wird das weltgrößte Passagierflugzeug für 481 bis 853 Passagiere montiert und ausgeliefert. Dort staut sich derzeit die Produktion.

Am Montag soll nach unbestätigten Informationen das Airbus-Management über eine Reform der Fertigung informiert werden. Dabei geht es nicht nur um den A380, sondern um die rigorose Senkung der gesamten Produktionskosten. Nach Gewerkschaftsinformationen plant EADS für Airbus ein "Power 08" genanntes Sparprogramm, das mehrere Milliarden Euro bringen soll. So soll allein die Beschleunigung der Flugzeugentwicklung von acht auf sechs Jahre zwei Milliarden Euro einbringen. Bereits das seit drei Jahren laufende Programm "Route 06" hatte 1,5 Milliarden Euro Einsparungen zum Ziel gehabt.

Unklar blieb, ob ein neuer Zeitplan für die A380-Auslieferung beschlossen wurde. Was man den Kunden mitteile, müsse man nicht öffentlich kommunizieren, hieß es. Die Fluggesellschaften erwarten dringend Aufschluss, ab wann sie mit dem A380 rechnen können, um über ihre Einsatzpläne und mögliche Alternativen entscheiden zu können. Fluggesellschaften wie Virgin Atlantic und Air France sollen erwägen, auf Boeing-Modelle auszuweichen.

Die bisher schon bekannten Verzögerungen von einem Jahr kosten EADS bereits zwei Milliarden Euro binnen vier Jahren. Zuletzt hatten sich Hinweise verdichtet, die Fertigung werde sich wegen andauernder Probleme bei der Verkabelung um weitere sechs Monate verzögern. Im Juli hatten die Fertigungsprobleme zur Ablösung des EADS-Co-Chefs Noël Forgeard und des Airbus-Chefs Gustav Humbert geführt.