Wie Krakenarme schwenken Werftkräne über das Dock - mit Lukendeckeln, Ladegeschirr und Arbeitsgeräten am Haken. Wohl an die hundert Arbeiter wuseln durch die Gänge der “Cap San Diego“, die im riesigen Dock 10 von Blohm + Voss trotz ihrer 159 Meter Länge wie eine elegante Yacht und fast zierlich wirkt.

Obwohl es bereits am Sonnabend auf Erprobungsfahrt die Elbe hinab von Hamburg bis Glückstadt gehen soll, liegen überall noch Kabelrollen herum, arbeiten Schweißer und Schleifer am Funken sprühenden Stahl und tünchen Maler Decksaufbauten mit weißer Farbe. "Die arbeiten rund um die Uhr", sagt Kapitän Jens Weber, der als Geschäftsführer der Betreibergesellschaft die Geschicke des weltgrößten fahrenden Museumsfrachters lenkt.

Nicht nur die Arbeiter der Werft, auch Kollegen von acht oder zehn weiteren Firmen installieren Lüftungs- und Kühltechnik, restaurieren Polstermöbel oder bringen das Radar auf den neuesten Stand. "Da gucken wir überall mit hin", sagt Weber. Die Koordination des zwei Millionen Euro teuren Auftrags ist seine Aufgabe, deshalb verbringt der 49jährige seine Tage jetzt weitgehend auf dem Schiff.

Tief unten im Rumpf wartet die drei Decks hohe Hauptmaschine darauf, wieder gestartet zu werden. Gert Reichhardt zeigt eines der alten Seewasserventile, durch das in den mehr als 40 Betriebsjahren ungezählte Kubikmeter Atlantikwasser zu den Wärmetauschern flossen. "Die Wände sind ganz dünn, zum Teil sind schon Löcher drin", erzählt der 64 Jahre alte Seemann, der zuletzt als Ingenieur auf großen Containerfrachtern auf den Weltmeeren unterwegs war. Die "Cap San Diego" steckt voller Erinnerungen für Reichhardt. "Ich bin selbst mit ihr gefahren." Damals noch als junger Schiffsbetriebstechniker.

Die neun riesigen Zylinder der von Abgasturboladern beatmeten Maschine werden jetzt mit Marinediesel befeuert und nicht mehr mit Gasöl. "Das ist preiswerter", sagt Reichhardt. Auf dem Weg in die Werft musste Lotse Dietrich Petersen auf die knapp 8600 Kilowatt aus dem Bauch der "Cap San Diego" verzichten und sich ganz auf zwei Schlepper verlassen. Doch jetzt soll sich die Schraube wieder drehen. Die alte hatte Haarrisse, deshalb sitzt nun die Ersatzschraube der Cap-San-Flotte auf der Welle. Die sechs baugleichen Schiffe (von "Cap San Augustin" bis "Cap San Nicolas") hatten eine gemeinsame Ersatzschraube, die immer auf einem der Schiffe mitgenommen wurde. "Die alte legen wir hübsch poliert an Deck", sagt Weber.

Neben den bezahlten Kräften beteiligen sich rund 30 Freiwillige an den Arbeiten. Helmut Voß, der bald 70 Jahre alt wird, beschäftigt sich mit den Stromleitungen in den Kühlräumen. An neue Wandverkleidungen will er die alten Lampen wieder anbringen. "Das sieht nicht nur gut aus, die Lampen sind auch feuchtigkeitsfest", sagt er. Nach Jahren als Bordelektriker auf See arbeitete Voß lange in einem Computerunternehmen. Er ist inzwischen seit zwölf Jahren dabei. "Wir brauchen dringend Nachwuchs", erklärt der alte Seebär.

Bordmanagerin Gesa Rädeker zeigt voller Stolz die Passagierkabinen. Seit dem vergangenen Jahr verfügt die "Cap San Diego" sozusagen über eine Hotellizenz, auch wenn Rädeker das Schiff lieber als maritime Herberge sieht. Je vier Einzel- und Doppelkabinen sowie die Kapitänssuite stehen zur Verfügung. Am Wochenende ist oft ausgebucht, in der Woche noch nicht. "Wir wollen das langsam ausbauen", sagt Rädeker. Immerhin können mit der neuen Küchenausstattung Gesellschaften bis zu 500 Personen festlich bewirtet werden.

Mit doppelter Radaranlage, Satellitennavigation und modernen Kommunikationsmitteln ist der "Weiße Schwan des Südatlantiks", wie die "Cap San Diego" während der 60er und 70er Jahre auf Südamerikafahrt liebevoll genannt wurde, wieder fit für die See - mit Klassifikation des Germanischen Lloyds. Ob es aber jemals wieder über den Atlantik geht, steht in den Sternen. "Wir haben dazu keine konkreten Pläne", sagt Weber. Erst einmal steht am Sonnabend (25.3.) die Werfterprobungsfahrt bis Glückstadt und zurück auf dem Programm.