U2 gewann jeweils in den begehrten Grammy-Sparten “bestes Album“ und “bester Song“ des Jahres. Die irische Rockband ließ damit Mariah Carey und Rapper Kanye West ganz schön alt aussehen. Zwei“Musik-Oscars“ gingen nach Deutschland.

U2 ist völlig überraschend der große Gewinner der diesjährigen Grammy-Verleihung. Die irische Band um den Politaktivisten Bono räumte in Los Angeles gleich fünf der begehrtesten Musikpreise der Welt ab, darunter den Haupt-Grammy für das Album des Jahres. Damit bereiteten sie vor allem der R&B-Diva Mariah Carey eine herbe Enttäuschung, die nach ihrem fulminanten Comeback im vergangenen Jahr als Favoritin in das Rennen gezogen war. Zwei der "Musik-Oscars" gingen nach Deutschland: In der Sparte Klassik wurden der Baßbariton Thomas Quasthoff und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ausgezeichnet.

U2 gewannen bei den 48. Grammy Awards die wichtigste der Trophäen für ihr Album "How To Dismantle an Atomic Bomb". In dieser Kategorie stachen sie neben Carey auch den Rapper Kanye West, Ex-Beatle Paul McCartney und die Popsängerin Gwen Stefani aus. Außerdem erhielten die irischen Rocker für das Stück "Sometimes You Can't Make It On Your Own" den Komponisten-Preis für den besten Song sowie die Auszeichnung für den besten Rocksong mit mehreren Sängern. Ihre übrigen zwei Preise ernteten U2 in den Kategorien Rock-Album und Rock-Song.

U2-Frontmann Bono, der seit Jahren auch durch sein Engagement gegen Armut und Aids in Afrika für Aufsehen sorgt, verzichtete diesmal auf politische Statements. "Wenn Ihr glaubt, daß uns das zum Kopf steigt, dann ist es zu spät!" scherzte er statt dessen über die Fülle seiner Preise vor der geballten Showbusineß-Prominenz im Staples Center. Die Band hat über die Jahre hinweg nun schon insgesamt 20 Grammys gewonnen und gehört damit zu den erfolgreichsten Preisträgern aller Zeiten.

Mariah Carey, die mit acht Nominierungen an den Start gegangen war, mußte sich am Ende mit lediglich drei Preisen zufrieden geben. Mit "The Emancipation of Mimi", dem mit fünf Millionen verkauften Exemplaren kommerziell erfolgreichsten Album des Jahres 2005, hatte sie nach ihrer Schaffens- und Persönlichkeitskrise der vergangenen Jahre ein sensationelles Comeback geschafft, weshalb viele Kenner sie voreilig als Königin der Grammy-Nacht sahen. Statt dessen mußte sich die 35jährige mit den eher zweitrangigen Preisen für das beste Album im modernen R&B-Sound, den besten R&B-Gesang und R&B-Song begnügen.

Enttäuschend verlief der Abend auch für Rap-Superstar Kanye West. Auch er war mit acht Nominierungen gestartet, gewann aber nur drei Preise (Rap-Solo, Rap-Song und Rap-Album). Zufrieden konnte dagegen Shooting-Star John Legend sein, der ebenfalls drei Preise einheimste - als bester Newcomer, bester R&B-Sänger und für die beste R&B-Platte. Die Grammys für besten Popgesang gingen an die Soul-Legende Stevie Wonder und das Nachwuchstalent Kelly Clarkson. Den Preis für die beste Single räumten die Punkrocker von Green Day mit ihrem Stück "Boulevard Of Broken Dreams" ab.

Zu den musikalischen Höhepunkten gehörte ein gemeinsamer Auftritt der Popdiva Madonna mit der Cartoon-Band Gorillaz, die ihre Show per Computeranimation ablieferten. McCartney ließ sich bei seinem ersten Grammy-Konzertaufritt seine 63 Jahre nicht anmerken und legte eine fulminante Version des Beatles-Klassikers "Helter Skelter" auf die Bühne. Stevie Wonder und Alicia Keys ehrten mit einer A-Capella-Version des Wonder-Klassikers "Higher Ground" die kürzlich verstorbene schwarze Bürgerrechtlerin Coretta Scott King, die Witwe von Martin Luther King. Den einzigen dezidiert politischen Akzent aber setzte Rockveteran Bruce Springsteen, der sich mit dem Ausruf "Bringt sie nach Hause!" verabschiedete - gemeint war ein Abzug der US-Soldaten aus dem Irak.

Baßbariton Quasthoff wurde für die Aufnahme "Johann Sebastian Bach: Cantatas" als bester Gesangssolist ausgezeichnet. Es ist bereits der dritte Grammy für den 46jährigen. Das BR-Symphonieorchester wurde für seine Interpretation der Symphonie Nummer 13 von Dimitri Schostakowitsch geehrt. Die Grammy-Akademie verlieh in diesem Jahr insgesamt 108 Preise in 31 Sparten.