Einer Studie von Greenpeace zufolge soll Obst und Gemüse bei Lidl und Metro in erheblichem Maße mit Pestiziden belastet sein. Besonders betroffen: Tomaten, Kopfsalat und Nektarinen. Die Supermarktketten wiesen die Vorwürfe zurück.

Greenpeace-Aktivisten protestieren am Donnerstag vor den konzernzentralen von Lidl in Neckarsulm und Metro in Düsseldorf gegen den Verkauf von Obst und Gemüse, das einer Greenpeace-Studie zufolge stark mit Pestiziden belastet ist. Die Umweltschützer wollten nach eigenen Angaben den Konzernleitern einen Pokal für die "Maximale Pestizidbelastung 2005" überreichen. Vor der Düsseldorfer Metro-Zentrale entrollten die sieben Aktivisten laut Greenpeace ein Spruchband "Metro-Group verkauft giftiges Obst- und Gemüse". Die Umweltschützer trugen Gasmasken und Schutzanzüge.

Der Discounter Lidl und die Metro-Kette Real hatten in einer zu Wochenbeginn veröffentlichten Studie zur Pestizidbelastung von Obst und Gemüse am schlechtesten abgeschnitten. Dem Test zufolge wurde bei 21 Prozent der Lidl-Ware und 19 Prozent der Real-Ware die zulässige gesetzliche Höchstmenge für Pestizide erreicht oder überschritten. Hingegen erzielte die Frischware des Discounters Aldi bundesweit das beste Ergebnis.

Die Supermarktkette Lidl hat die Greenpeace-Vorwürfe zu Giftrückständen in ihren frischen Produkten zurückgewiesen. "Bisher gab es keine Anzeichen, etwas zu beanstanden. Obst und Gemüse werden auf der gesamten Lieferkette ständigen Qualitätskontrollen unterzogen. Der Verbraucher kann daher bei Lidl bedenkenlos Obst und Gemüse einkaufen", betonte die Geschäftsführung in einer Erklärung am Dienstag in Neckarsulm. Lidl beziehe von den gleichen Importeuren und Großhändlern Obst und Gemüse wie alle anderen Händler.

Lidl erklärte jetzt: "In dem von Greenpeace untersuchten Zeitraum liegen keine behördlichen Mitteilungen über Grenzwertüberschreitungen vor. Auch die eigenen Untersuchungen haben keinerlei Beanstandungen ergeben." Real hatte schon am Montag die Vorwürfe zurückgewiesen.

Für den bisher umfangreichsten Pestizidtest hatte das Greenpeace-EinkaufsNetz im September 658 Obst- und Gemüseproben der führenden Supermarktketten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gekauft und auf rund 300 Wirkstoffe untersuchen lassen. Die Unterschiede zwischen den Ketten sind beachtlich. Im Vergleich am besten schnitten der Discounter Aldi und der österreichische Marktführer Billa ab. Im Mittelfeld lagen die Vollsortimenter Edeka/Spar, Tengelmann, Rewe und der Regionalanbieter tegut. Die Ergebnisse veröffentlichte das Greenpeace-EinkaufsNetz in dem kostenlosen Ratgeber "Pestizide aus dem Supermarkt".

Untersucht wurden bei allen Handelsketten acht identische Produktgruppen aus konventionellem Anbau: Birnen, Tafeltrauben, Pfirsiche/Nektarinen, Tomaten, Gurken, Paprika, Karotten und Kopfsalat. Die höchsten Belastungen fanden sich in Tomaten, Kopfsalat, Trauben, Nektarinen und Pfirsichen, berichtet Greenpeace. Karotten und Paprikas schnitten erheblich besser ab. Gefunden wurde eine Vielzahl von Pestiziden, die Nerven schädigen, Krebs auslösen oder das Immun- und Hormonsystem stören können. Bei Überschreitung der gesetzlichen Höchstmengen, hat die Umweltorganisation Anzeige bei den zuständigen Behörden erstattet.

Laut Greenpeace ist vor allem Obst- und Gemüse aus Südeuropa mit Pestiziden belastet. An der Spitze stehen die Türkei und Griechenland, während bei Ware aus den Niederlanden und Österreich die geringsten Pestizidbelastungen registriert wurden. Ware aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Spanien und Italien lag im Mittelfeld.

Keiner der getesteten Supermärkte konnte mit seinem Obst- und Gemüseangebot wirklich befriedigen. Manfred Krautter, Lebensmittel-Experte bei Greenpeace empfiehlt: "Wer sich gesund und ohne gefährliche Pestizide ernähren will, sollte eher zu Bioware greifen. Denn nur Bioware ist in der Regel frei von Spritzmittelresten".