Das UN-Tribunal für Kriegsverbrecher hat den ehemaligen Generalstabschef der bosnisch-moslemischen Truppen, Sefer Halilovic, freigesprochen. Kommandeur Halilovic war wegen Kriegsverbrechen an bosnisch-kroatischen Zivilisten und Mordes mehr als 60 Fällen angeklagt.

DEN HAAG. Halilovic war angeklagt, für Massaker in zwei von bosnischen Kroaten bewohnten Dörfern in Herzegowina verantwortlich zu sein. Bei den Massakern im September 1993 in den Ortschaften Grabovica und Uzdol - der so genannten "Operation Nevetna" - waren 62 Menschen getötet worden, darunter auch Frauen und Kinder. Der 53jährige General soll außerdem einen Kriegsgefangenen ermordet haben.

Halilovic befehligte die bosnisch-moslemischen Truppen von Mai 1992 bis November 1993. Ihm wird vorgeworfen, im Kampf um die Blockade von Mostar durch bosnisch-kroatische Truppen zwei für ihr kriminelles Verhalten berüchtigte Armeeeinheiten in die Region verlegt zu haben. Der 53-jährige General ist der ranghöchste bosnische Moslem, der sich bisher vor dem Tribunal verantworten musste. Die Anklage hatte zehn Jahre Haft für Halilovic gefordert.

Die Anklage gegen den 53Jährigen wurde mangels stichhaltiger Beweise fallengelassen. Halilovic könne die Verantwortung für die ihm zu Last gelegten Taten nicht nachgewiesen werden, begründete der Vorsitzende Richter, Liu Daqun, den Freispruch. Es sei nicht geklärt, ob die am Massaker beteiligten Truppen Halilovic unterstanden hätten. Dagun konstatierte, Halilovic habe gar keine Befehlsgewalt gehabt, sondern lediglich ein Inspektions- und Koordinationsteam geleitet. Auch habe Halilovic keine Möglichkeit gehabt, die Täter der zweifelsfrei begangenen Kriegsverbrechen zu bestrafen, erklärte der Vorsitzende Richter.

Es ist nach Zählung des 1993 gegründeten Gerichts erst der sechste Freispruch in bislang 131 verhandelten Verfahren. Die Ankläger können gegen das Urteil Revision einlegen, doch Halilovic wird auf freien Fuß gesetzt. Ihm war bereits im September Haftverschonung gewährt worden, zur Urteilsverkündung mußte er wieder nach Den Haag kommen.

AFP