Der Traktor als agrarisch bedeutsames Gerät erfreut sich auch außerhalb der bäuerlichen Welt großer Beliebtheit bei Männern. Das wird kaum auf die Windschnittigkeit dieser Gefährte zurückzuführen sein, die in etwa der einer Garagenwand entspricht. Nein, es geht beim Traktor eher um respekteinflößende Kraft und beeindruckende Technik.

Auch für den vorstädtischen Grundstücksbesitzer gibt es Traktoren, die sich allerdings zu einem echten Trecker verhalten wie ein Chihuahua zu einem Hund. Dennoch vermögen auch diese kleinformatigen Geräte einen erheblichen Reiz auf ganze Kerle auszuüben. Und dann bewahrheitet sich das oft strapazierte Bonmot vom „Kind im Manne“.

Das blitzt ja bekanntlich immer wieder gern auf. Beim Bolzen sowieso, bei der gefühlt 374. Wiederholung von „Winnetou“ im Fernsehen und bei der Spielzeugeisenbahn. Und eben auch beim Traktorfahren. Nüchterne Gemüter nennen das, was der Gartenbesitzer für den Eigenbedarf erwerben kann, eher „Aufsitzmäher“. Und doch kann auch dieser mit Verbrennungsmotor betriebene Trecker en miniature für leuchtende Augen sorgen, ganz so, als erobere man damit fremde Welten.

So erging es den beiden Herren Anfang 60, als sie bei einem etwa gleichaltrigen Freund zu Besuch waren. Als dieser eröffnete, dass er über einen neuen Rasentraktor verfüge, gab es kein Halten mehr. Die Herren im gesetzten Alter näherten sich dem Gerät mit einem Enthusiasmus, als handele es sich um einen Ferrari, und einer kaum zu bremsenden Ungeduld, die zu der möglichen Höchstgeschwindigkeit des Aufsitzmähers im verstörenden Gegensatz steht. Doch das tat dem Verzücken keinen Abbruch. Mit seligem Lächeln im Gesicht drehten die Männer im Garten ihre Runden. In Gedanken waren sie weit weg. Man hatte die Radio-Meldung schon im Ohr: „Vermisst wird Herr X., unterwegs auf einem Aufsitzmäher. Zuletzt wurde er gesehen auf der A 7 Richtung Kassel ...“