Neuer Trend aus dem Internet: No-Poo statt Shampoo. Leider fallen dann schnell Schuppen vor den Augen

Ägyptens Herrscherin Kleopatra badete einst ihren Körper in Eselsmilch, die (zahlreichen) Verehrer schwärmten von ihrer samtigen Haut. Vom Zustand ihrer Haare ist nichts überliefert. Vielleicht aus Rücksicht auf geruchsempfindliche Naturen. Honig und Ei – damals Haarpflegeprodukte der gehobenen Schicht – müffeln schnell, wenn nicht großzügig und gründlich nachgespült wird.

Seit der Berliner Drogist Hans Schwarzkopf vor gut 100 Jahren das erste schonende Haarwaschmittel in Umlauf brachte, ist es üblich, den Kopfbewuchs regelmäßig einzuschäumen. Inzwischen mit Shampoo – einer genialen Wortschöpfung, die, kaum über die Lippen gekommen, ein Gefühl von Frische, Sauberkeit und Wohlgeruch verströmt.

So war das. Ab sofort wird radikal weggespült. Mitten im Zeitalter von „kein Fisch, kein Fleisch, kein garnix mehr“ geht es auch dem Shampoo an den Kragen. „No-Poo“ heißt die Bewegung, verbal verstümmelt und dank Internetbloggerinnen weltweit in Umlauf gebracht. Deren These vorneweg: Unser Haar, mit nichts als nur mit Wasser gereinigt, soll seidig, stärker und gesünder sprießen, ganz ohne moderne Kosmetik- und Chemietricks.

Wie bei allen Wundern gibt es allerdings auch hier einen Haken, quasi ein Haar in der Suppe. Bevor der Seidenglanz durchschlägt, brechen fettige Zeiten an. Die Talgproduktion der Kopfhaut arbeitet zunächst angestrengt gegen die minimalistische Behandlung an; die Redewendung, dass diese Erkenntnis „wie Schuppen von den Augen fällt“, darf ausnahmsweise fast wortwörtlich genommen werden. Nach sechs bis acht Wochen soll das Gröbste überstanden sein.

Dann fühlt man sich wie Kleopatra – und kann verloren gegangene Freundschaften wieder auffrischen.