Kaum ein Thema ist an dieser Stelle so beliebt wie das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter vor Supermarktkassen. Erst am Sonnabend hatte der Kollege Matthias Schmoock hier „Sechs Fallen an der Kasse“ enthüllt und verraten, wie Kunden garantiert viel Zeit verlieren, bis sie ihre Einkäufe ihr Eigen nennen können. Doch das muss nicht sein! Hier ein Geheimtipp für alle, die im größten Supermarkt der City auf St. Pauli einkaufen – und es eilig haben.

Unmittelbar vor der Entdeckung schießt mir ein unglaublicher Verdacht durch den Kopf. Der Verdacht, dass ausgerechnet die Anwohner auf der Grenze zwischen Karo- und Schanzenviertel, wo der Supermarkt liegt, Vorurteile haben könnten. Ausgerechnet gegenüber Frauen mit Kopftuch, genauer: Kassiererinnen mit Kopftuch. Nein, können sie eigentlich nicht haben, die aufgeklärten und weltoffenen St. Paulianer, denke ich.


Aber warum warten vor 13 der 14 Kassen Kunden darauf, endlich das Band beladen zu können, während ich meinen Einkaufswagen zur einzigen freien Kasse schieben kann, ohne Schlange zu stehen? Auf den ersten Blick sehe ich nur einen Unterschied: An meiner Kasse sitzt eine Verkäuferin mit schwarzem Kopftuch. Traut sich etwa deshalb kein anderer Kunde an die Kasse? Ist das noch mein St. Pauli, das mich immer wieder positiv überrascht hat? Und ob!

Denn während ich noch darüber rätsele, fängt Frau A. schon an, meine Einkäufe zügigst über den Scanner zu ziehen. Sie jongliert das Obst, die Eier, die Haferflocken und ein Dutzend Joghurtbecher in einem so atemberaubenden Tempo vom Kassenband auf die Zwischenablage, dass mir schwindelig wird.

Zuerst kann ich den Wagen gar nicht so schnell entladen, wie die Frau alles scannt, dann komme ich kaum mit dem Einpacken hinterher, geschweige denn mit dem Bezahlen. Mein Vorurteil gegenüber den St. Paulianern löst sich schneller auf als eine Rauchbombe im Millerntor­-Stadion. Die Frau an der Kasse ist einfach zu schnell für diese Welt – und zu schnell, als dass sich überhaupt eine Schlange vor ihr bilden könnte. Mit ihrem Tempo könnte sie sogar den Sturm des FC St. Pauli verstärken. Natürlich nur nebenberuflich. Ich will schließlich auch in Zukunft schneller einkaufen.