Hamburg. Riesiges Echo auf Abendblatt-Aktion: Polizisten können kostenlos in Hotels übernachten oder mit Rabatt einkaufen

Durch die Hansestadt rollt eine beispiellose Welle der Dankbarkeit für den schweren Polizeieinsatz beim G20-Gipfel. Nach dem Abendblatt-Aufruf, Danke zu sagen, gingen am Montag mehr als 200 konkrete Angebote in der Redaktion ein. Viele Hotels stellen auswärtigen Polizisten kostenlos Zimmer zur Verfügung, Händler gewähren Rabatt bei Einkäufen, Hagenbeck gibt 100 Freikarten. Aber auch Privatpersonen möchten sich bei der Polizei bedanken, stellen Unterkünfte zur Verfügung oder spenden Geld – kleine, aber auch sehr große Summen.

„Ich bin beeindruckt von der Solidarität der Hamburger und freue mich über das Konzert in der Elbphilharmonie – das ist ein besonderes Signal an die Beamten“, sagt Innensenator Andy Grote (SPD). Bei den schweren Ausschreitungen waren rund 20.000 Polizisten aus ganz Deutschland im Einsatz. 476 Beamte wurden verletzt, manche von ihnen schwer. Gestern wurde bekannt: Alle Hamburger Polizisten, ob am G20-Einsatz beteiligt oder nicht, bekommen drei Tage Sonderurlaub.

Unter den Hotelketten, die auswärtige Polizisten zu kostenlosen Übernachtungen einladen, ist auch der französische Accor-Konzern (Sofitel, Ibis, Novotel und Mercure), der mit 17 Häusern in Hamburg vertreten ist. „Nicht nur die Hamburger Polizistinnen und Polizisten, sondern auch die auswärtigen Kräfte haben mit großer Professionalität und Mut in einer schwierigen Situation agiert. Das verdient unsere vollste Anerkennung“, sagt Stefanie Holtz, Platzbotschafterin der Hamburger AccorHotels und General Manager des Ibis Hamburg Airport.

Auch das Fünf-Sterne-Superior-Hotel Fairmont Vier Jahreszeiten am Neuen Jungfernstieg beteiligt sich: „Wir wollen uns bei den auswärtigen Polizisten für ihren Einsatz bedanken und ihnen Hamburg von seiner schönsten Seite präsentieren“, sagt Direktor Ingo C. Peters. Die East Gruppe ist ebenfalls dabei. „Das East Hotel sowie die Restaurants Coast by East, Clouds in den Tanzenden Türmen und die Störtebeker Elbphilharmonie haben ein bewegtes Wochenende hinter sich“, sagt Anja Meister, Direktorin Kommunikation. „Auch wenn besonders das East umringt war von Demonstrationen, wurden wir gut beschützt und haben nur positive Erfahrungen mit der Polizei gemacht.“

Auch die Hamburger Polizisten werden bei dieser Aktion nicht vergessen. So räumt das Kaufhaus Hamburg an der Langen Reihe allen Polizisten, die ihren Dienstausweise vorzeigen, bis Ende Juli einen Rabatt auf das gesamte Sortiment von 20 Prozent ein. Im Hamburg Dungeon in der HafenCity haben Polizisten mit einer Begleitperson ab sofort bis Ende Juli freien Eintritt. Michael Strieker, Inhaber eines Backshops am Schulterblatt, lädt alle Polizisten auf Kaffee, Kuchen oder einen Snack ein: „Mein Laden am Schulterblatt wurde in der Nacht zum Sonnabend geplündert. Ich war so froh, als die Polizei dieses Chaos beendete.“

Viele Polizisten zeigten sich über die Hilfsbereitschaft der Hamburger sehr bewegt. Eine Hauptkommissarin aus Glückstadt schreibt: „Ich war für die Polizei in Hamburg eingesetzt. Ich finde die Idee toll und würde gern mit meinen Mädels was machen. Sie haben sich schreckliche Sorgen um mich gemacht.“ Von einem Polizisten aus Rheinland-Pfalz kam diese Mail: „Ich war beim Lesen dieses Artikels sehr gerührt. Diese Form der Wertschätzung ist nicht die Regel für unsere Arbeit. Vielen Dank!“

Auch ausländische Polizisten schützten Hamburg

Ein Hamburger Polizist erinnerte daran, dass auch ausländische Kollegen im Einsatz waren: „Ich war Führer eines mobilen Vorauskommandos mit holländischer Besatzung. Als die Lage für uns lebensgefährlich wurde – es wurde vor Beschuss mit Stahlkugeln durch Präzisionszwillen sowie über die Fahrbahn gespannte Drahtseile gewarnt –, bot ich den Kollegen an, unser Kommando aus Sicherheitsgründen abzumelden. Einer meiner Kradfahrer antwortete mit breitem holländischen Akzent: ,Fürs Vaterland. Ist aber deins, nicht meins.‘ Und sagte dann: ,Wir sind eine Familie, das ist ein Europa. Wir bleiben.‘“ Das Abendblatt greift den Vorschlag auf und wird selbstverständlich auch die ausländischen Polizisten in die Aktion einbeziehen.

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