Demenzkranken Menschen bringt der Hundebesuchsdienst Freude und Abwechslung in ihrem Alltag. Weitere Tierbesitzer gesucht

Strups legt seinen Kopf auf Charlotte Kienzlers Knie und sofort ist ihre Aufmerksamkeit ganz bei dem Hund. Die 95-Jährige streichelt den Bordercollie-Mischling und spricht liebevoll mit ihm. Seine Besitzerin Birte Kürzer hat Leckerlis mitgebracht, die Charlotte Kienzler mit großer Freude stückchenweise an Strups weitergibt. Eine halbe Stunde zuvor war sich Frau Kienzlers Tochter noch nicht einmal sicher, ob der Termin mit dem Hundebesuch überhaupt an diesem Tag etwas werden würde, da ihre Mutter mit Schmerzen im Bett lag und kaum ansprechbar war. Doch jetzt scheint die alte Dame wie ausgewechselt und kommentiert, was sie und der Hund gerade machen. Sie fragt zwischendurch immer mal wieder „Wie heißt er denn?“, obwohl Birte Kürzer extra ein Namensschild mit einem Foto von Strups auf den Tisch vor sie gestellt hat.

Birte Kürzer und ihr Hund sind regelmäßig einmal in der Woche für etwa eine Stunde bei Charlotte Kienzler. Vorbereitet wurde die 52-Jährige für diesen ehrenamtlichen Besuchsdienst bei an Demenz erkrankten Menschen von „4 Pfoten für Sie“, einem seit 2013 bestehenden Projekt der Hamburgischen Brücke e. V. Nach einer Schulung und dem bestandenen Hundeführerschein als Voraussetzung für diese Arbeit betreuen Mitarbeiter von „4 Pfoten für Sie“ die Mensch-Hund-Teams auch weiterhin. Einmal im Monat gibt es ein Treffen für Erfahrungsaustausch oder Weiterbildung.

Beim Anblick des Hundes strahlt die alte Frau

„Es ist einfach toll und faszinierend, wie Frau Kienzler erst in sich zusammengesunken im Rollstuhl sitzt und wenn sie dann Strups bemerkt, plötzlich ein Strahlen über ihr Gesicht geht“, sagt Birte Kürzer. „Sie wird dann ganz aktiv und erzählt von ihrem Hund.“ Die ehemalige Vermögensberaterin möchte etwas davon weitergeben, was sie selbst erlebt hat, als Strups ihr half, durch eine tiefe seelische Krise zu kommen.

„,4 Pfoten für Sie‘ will Menschen mit Demenz den Kontakt und Aktivitäten mit Hunden ermöglichen, die ihre Bewegung und Erinnerung fördern, und Spaß und Abwechslung im oft eintönigen Alltag bieten“, sagt Inga Struve, die Koordinatorin des Projekts. Ein Besuch zu Hause kostet 20 Euro und kann von der Krankenkasse übernommen werden. Pflegende Angehörige werden so stundenweise entlastet, haben auch einmal etwas Zeit für sich. Gerne möchte die Sozialarbeiterin noch viele Hundebesitzer für die Besuche gewinnen. Sie selbst arbeitet als „Therapiebegleithundeteam“ mit mehreren unterschiedlichen Hunden.

Jede Rasse sei im Prinzip für diesen Job geeignet, der Hund sollte Spaß am Umgang mit fremden Menschen haben, friedlich sein und darf nicht zu stark auf Umweltreize reagieren. In einem Eignungstest wird festgestellt, ob er für die Aufgabe infrage kommt. Denn die Termine sind für einen Hund sehr anstrengend, er achtet die ganze Zeit auf Zeichen seines Halters. Der Gehorsam muss klappen, da bleibt für das Tier keine Zeit, eigenen Bedürfnissen nachzugehen.

Wie gut diese Besuche an Demenz erkrankten Menschen tun, erfährt Inga Struve immer wieder von Angehörigen und den Hundebesitzern. „An Hunde erinnern sich die Besuchten eher als an Menschen, der Körperkontakt ist schön für sie und hier können sie auch einmal Geber sein und nicht nur hilfsbedürftige Empfänger.“ Viele hatten früher einen Hund oder andere Haustiere, der Besuch eines Hundes lässt alte Gefühle und Erlebnisse wiederaufleben. So erinnert sich Charlotte Kienzler an ihren Hund, den sie als Siebenjährige innig liebte. „Du bist ja wie Mohr“, sagt sie zu Strups, dann füttert sie ihn wieder mit Schinkenstückchen. „Die haben komische Portionen, so sind die Menschen“, sagt sie zu dem Tier und ihr Humor blitzt wieder auf, „meine Hände kannst du nicht fressen, zu viel Knorpel und Knochen drin.“ Strups steht mit gespitzten Ohren vor ihr, macht einen Schritt auf sie zu und lässt sich wieder streicheln.

Info-Abend zu den Besuchsdiensten mit Hund am 17. Juli, 18–20 Uhr im Demenzdock, Hellbrookkamp 58, Anmeldung; T. 460 21 58, E-Mail: bst@hamburgische-bruecke.de Informationen: Hamburgische Brücke – Gesellschaft für private Sozialarbeit e. V.,
T. 227 29 80, www.hamburgische-bruecke.de. Die Besuchsdienst-Koordination von „4 Pfoten für Sie“ macht Inga Struve,
E-Mail: struve@hamburgische-bruecke.de