60 Prozent der Sehschwächen werden zu spät erkannt

Gutes Sehen ist wichtig für die körperliche, geistige und soziale Entwicklung eines Kindes. Gerade in den ersten Lebensjahren, in denen das Sehvermögen heranreift, ist es empfindlich und anfällig gegenüber Störungen. Beispielsweise kann sich die Sehschärfe nicht normal entwickeln, wenn Sehfehler oder Schielen im Kleinkindalter unerkannt bleiben. Auch wenn mehr als 95 Prozent der Neugeborenen gut sehen: Ist das Sehvermögen eingeschränkt, sollte das möglichst früh erkannt werden. „Je früher eine Beeinträchtigung der Sehleistung erkannt wird, desto größer sind die Chancen, dass das Sehvermögen langfristig wieder hergestellt wird und vor allem Begleiterscheinungen wie kindlicher Kopfschmerz vermieden werden können“, sagt Professor Dr. Martin Spitzer, Chefarzt der UKE-Augenklinik.

Nach Angabe des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands (BVA) werden 60 Prozent der Sehschwächen bei Kindern zu spät erkannt und behandelt. Ein Grund ist, dass die Diagnostik bei (kleinen) Kindern nicht so einfach ist. Deshalb sollten Eltern, sofern die Kinderärzte bei den obligatorischen Vorsorgeuntersuchungen nicht Auffälligkeiten feststellen und zu Fachärzten überweisen, ihr Kind selbst zumindest einmal vor dem dritten Lebensjahr von einem Augenarzt untersuchen lassen.

Wann ein Kind erstmalig untersucht werden soll, darüber besteht keine Einigkeit unter den Experten. „Frühgeborene oder Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft an Röteln oder bestimmten anderen Infekten erkrankt sind, sollten möglichst bald nach der Geburt untersucht werden. Gleiches gilt bei Verdacht auf erbliche Erkrankungen.“ Andere Experten raten den Eltern, mit diesen Kindern im Alter von drei bis sechs Monaten einen Augenarzt aufzusuchen. An Experten mangelt es in der Metropolregion Hamburg nicht. Gleich 9800 Antworten spuckt Google binnen 45 Sekunden auf die Suchanfrage „Augenarzt Sehschule Hamburg“ aus. Falls Eltern keinen Augenarzt kennen, helfen meist die Kinderärzte weiter.

Umgehend sollten Eltern zum Arzt gehen, wenn das Kind im dritten Monat noch schielt oder oft blinzelt, wenn es sich die Augen reibt oder sie häufig zusammenkneift, wenn es den Kopf beim Sehen schräg hält oder seine Augen zittern, wenn die Hornhaut getrübt, die Pupillen grau-weißlich verfärbt, die Augen sehr groß erscheinen, dauernd tränen oder die Lider verändert sind. Auch unsicheres Greifen oder Tolpatschigkeit kann auf eine Sehschwäche hinweisen. Manches Verhalten beruht aber darauf, dass die Sehfähigkeit noch gar nicht soweit entwickelt ist. (ang)