Berlin/Wien. Das Interesse an sogenannten Menstruationstassen wächst. Aber wie funktionieren die Helferlein eigentlich?

Zugegeben, die Vorstellung behagt nicht jeder Frau: Das eigene Menstruationsblut in einer kleinen Tasse zu sammeln und diese dann auszuleeren, ist eine eigenartige Vorstellung. Trotzdem haben Menstruationstassen den Weg in die Regale der Drogeriemärkte gefunden. In Zeiten ökologisch bewusster Lebensführung fragen sich immer mehr Frauen, ob Tampons und Binden nicht viel zu viel Müll produzieren.

Sabrina Haupt beschäftigt sich auf ihrem Blog mit Nachhaltigkeitsthemen, von der Plastiktüte beim Einkauf bis zum Ei vom Miethuhn. Menstruationstassen entdeckte sie vor drei Jahren auf einer Messe. „Ich musste mich auch erst überwinden“, sagt Haupt. „Man ist direkt in Kontakt mit dem Menstruationsblut – da muss man schon ein sehr gutes Verhältnis zum eigenen Körper haben.“

Die glockenförmigen Tassen – meist aus weichem medizinischem Silikon – werden zusammengefaltet und wie Tampons eingeführt. Sie entfalten sich dann von allein. Die Flüssigkeit sammelt sich im Becher, je nach Modell etwa 15 bis 40 Milliliter. Sie sollten einige Male am Tag, spätestens aber nach zwölf Stunden, geleert werden. Danach lässt sich der Becher mit Wasser ausspülen oder unterwegs mit speziellen Reinigungstüchern auswischen.

Sabrina Haupt stieg auf die Tassen um, weil sie umweltfreundlicher sind. Sie sind allerdings nicht die einzige Alternative, wenn man weniger Müll produzieren will, erklärt die Gynäkologin Doris Scharrel vom Berufsverband der Frauenärzte. Es gibt auch wiederverwendbare Naturschwämme und waschbare Einlagen als Ersatz für Tampons und Binden.

Im Vergleich zu einer Packung Tampons oder Binden ist eine Menstruationstasse recht teuer: Die günstigsten Varianten sind für knapp 16 Euro zu haben. Trotzdem ist für viele Nutzerinnen der Preis ein Argument für die Becher. Petra Bentz rechnet vor: „Pro Monatsblutung investiert man etwa drei Euro für Tampons oder Binden.“ Aufs Jahr gerechnet ließen sich mit der Summe sogar zwei Kappen kaufen.

Für Scharrel haben die Tassen bei einer erwachsenen, gesunden Frau weder Vor- noch Nachteile. Die Gynäkologin Gabrielle Stöcker von der Pro-Familia-Beratungsstelle Köln-Zentrum sieht einen Vorteil: Die Tassen sammeln die Flüssigkeit, saugen sie aber nicht auf. Das sei für eine gesunde Scheidenflora besser.

Sabrina Haupt ist nach einem Jahr mit Tasse zufrieden. Inzwischen treibt die 30-Jährige mit ihr Sport und geht sogar schwimmen. „Es dauert, bis man sich daran gewöhnt, aber ich spüre sie schon gar nicht mehr.“ Auch Stöcker rät Umsteigerinnen zu Geduld. Sie sollten sich Zeit nehmen und beraten lassen, um das von Größe, Form und Material passende Modell zu finden.