Hamburg. Exklusiv-Interview: Jährlich zehn eigene neue Filialen in deutschen Metropolen – und 50 zusammen mit Edeka

Oliver Schade

Die Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsky will nicht länger nur Filialen in ihrem norddeutschen Heimatmarkt eröffnen, sondern künftig auch in anderen Regionen Deutschlands – und greift damit die beiden großen Konkurrenten dm und Rossmann an. „Wir werden jetzt selbstbewusst in die Offensive gehen. Ab 2018 wollen wir jedes Jahr zehn eigene neue Filialen eröffnen“, sagte Budni-Chef Cord Wöhlke (67) im großen Abendblatt-Interview.

Dabei werden sich die Hamburger wohl vor allem auf Großstädte konzentrieren. „Budni in Berlin kann ich mir gut vorstellen. Konkrete Standorte kann ich noch nicht nennen. Grundsätzlich sehen wir unsere Stärken aber vor allem in Metropolen – allein schon durch die Erfahrung in Hamburg“, so Wöhlke weiter. Zu den zehn eigenen Filialen werden pro Jahr nach bisherigen Planungen noch rund 50 Drogeriemärkte kommen, die Budnis neuer Einkaufspartner Edeka eigenständig aufbauen wird. Möglicherweise werden auch diese Filialen unter dem Budni-Logo firmieren. „Das ist am Ende die Entscheidung der Edeka-Verantwortlichen – die Option gibt es auf jeden Fall“, sagte Budni-Geschäftsführer Christoph Wöhlke (39).

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka und Budni hatten jüngst bekannt gegeben, dass sie eine gemeinsame Gesellschaft gründen, in der sie ab März 2018 die Dienstleistungen für den Einkauf, Vertrieb und das Marketing bündeln. Ziel ist es vor allem, dass Budni – mit Blick auf die dann größeren Volumina – Waren zu niedrigeren Preisen als heute einkaufen kann. Derzeit sind die Hamburger hier gegenüber den mächtigen Konkurrenten dm und Rossmann klar im Hintertreffen. „Es gibt Lieferanten, bei denen wir Nachteile von zehn Prozent und mehr haben“, so Christoph Wölke.

Um die Machtverhältnisse auf dem Drogeriemarkt deutlich zu machen, muss man nur auf die wichtigsten Kennzahlen der drei Konkurrenten schauen. Während Budni mit seinen gut 180 Filialen bundesweit einen Umsatz von rund 430 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet, kommt Rossmann in europaweit mehr als 3600 Märkten – davon 2000 in Deutschland – auf 8,4 Milliarden Euro Umsatz. Wettbewerber dm macht in europaweit 3400 Filialen – davon 1800 in Deutschland – sogar gut 9,7 Milliarden Euro Umsatz.

Die Alternative zu Budnis nun geplanter bundesweiter Expansion mit Edeka wäre ein Verkauf gewesen. „Es gab Angebote“, sagte Cord Wöhlke. „Aber wir als Familie stehen dafür, dass Geld eben nicht alles ist. Wir fühlen eine soziale Verantwortung. Schließlich geht es vor allem um Menschen, um Arbeitsplätze und um eine Tradition, die wir nicht verkaufen wollen.“

Seite 6 Das Interview mit den Wöhlkes