Junge Leute ziehen durch Paris. Stumm. Am helllichten Tag. Man steht herum, sucht Blickkontakt mit anderen, steigt in die nächste Metro. Das klingt unspektakulär, funktioniert aber als spannende, vielversprechende Ouvertüre zu „Nocturama“, dem neuen Film des französischen Regisseurs Bertrand Bonello („Der Pornograph“).

Eine intime Rückblende lenkt dann den Fokus auf zwei jener jungen Leute: David (Finnegan Oldfield) legt seinen Kopf auf den Schoß von Yacine (Hamza Meziani). Ihre Blicke gehen ins Endlose, sie hören einen „Marche funèbre“, den Hector Berlioz im Gedenken an die Revolution von 1830 komponierte. David und Yacine werden sich an einer Serie von Sprengstoffanschlägen in der französischen Hauptstadt beteiligen. Doch mit diesen Explosionen wird leider auch der ganze Film „Nocturama“ am Ende sein, trotz seiner Restlaufzeit von weiteren 90 Minuten.

Die Täter, deren Motive weder geklärt noch hinterfragt werden, verschanzen sich eine Nacht lang in einem noblen Kaufhaus mitten in der Stadt und versuchen mit ein bisschen Konsum-Party und Zwischenmenschlichkeiten die Angst vor ihrer Entdeckung zu verdrängen. Laut Bonello wisse man „sowieso schon alles über die Ursachen von Terrorismus“. Daher habe ihn nur interessiert, „wie man so ein Anschlag praktisch durchführt“. Doch auch um diesen eigenen Anspruch zu erfüllen, greift „Nocturama“ viel zu kurz. Was bleibt, ist Oberflächlichkeit und Effekthascherei.

„Nocturama“ Frankreich/Deutschland/Belgien 2016, 130 Min, o. A., R: Bertrand Bonello, D: Finnegan Oldfield, Hamza Meziani, Vincent Rottiers, täglich außer Mo im Studio-Kino;
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