Witziger Hip-Hop mit Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi im Mehr! Theater

Singende Schauspieler sind zwar keine Seltenheit, aber meist kommt künstlerisch nicht viel heraus, wenn die Herrschaften statt vor der Kamera zu agieren auf einer Bühne mit einem Mikro in der Hand hantieren. Gegenbeispiel ist Robert Gwisdek. Der Sohn des Schauspielerpaars Michael Gwisdek/Corinna Harfouch macht seit Ende der Nuller-Jahre mit seinem Bruder Johannes Musik. Letzterer nennt sich DJ Shaban, Robert verwandelt sich bei Konzerten zu Käptn Peng.

Nach ihrer Duo-Platte „Die Zähmung der Hydra“ haben die beiden Brüder ihre Band um drei weitere Musiker erweitert und nennen sich seit 2012 nur Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi. In diesem Frühjahr kam mit „Das nullte Kapitel“ bereits das dritte Album dieser alternativen Hip-Hop-Combo heraus. Die Nachfrage nach Konzertkarten ist so groß, dass ihr Konzert am 19. Mai von der Großen Freiheit 36 ins nahezu doppelt so große Mehr! Theater verlegt werden musste.

Ihr Hip-Hop hat nichts mit der „Ich mach auf dicke Hose“-Attitüde jener Möchtegern-Gangsta-Rapper zu tun, die mit ihren sexistischen und aggressiven Reimen die Stars der Schulhöfe sind. Käptn Peng und seine Bande pflegen das intelligente Wortspiel mit Ausflügen in lautmalerischen Dadaismus und philosophischen Betrachtungen, die sie „Sockosphie“ nennen.

In „Neue Freunde“ macht Käptn Peng sich über alle möglichen Gruppen lustig

Die Singles „WobWobWob“ und „Neue Freunde“ sind gute Beispiele für diese Art von wortwitzigem Rap. In „Neue Freunde“ macht Käptn Peng sich über alle möglichen Gruppierungen lustig und lästert über Hipster ab, „WobWobWob“ arbeitet mit sprachlichen Verdrehungen und Wiederholungen. Nach dem überwiegend instrumentalen zweiten Album „Alki Alki“ knüpft die Fünferbande mit „Das nullte Kapitel“ jetzt an das Debüt „Expedition ins O“ (2013) an.

Hoffentlich ist das neue Werk nicht das letzte Kapitel dieser talentierten Band, die auch live ein Riesenspaß ist. Wer die Gruppe erst noch entdecken muss, sollte sich ihre DVD „Live in Berlin“ ansehen, wo Gwisdek und Co. Ende 2015 drei Shows im Kesselhaus spielten und das Beste daraus als DVD herausbrachten. Mit Gitarre, Bass und einem Sammelsurium an Percussion-Instrumenten kre­ieren die Musiker einen handgemachten Sound, auf präparierte Samples verzichten sie. Zum Einsatz kommen auch Gegenstände, die normalerweise nicht zum Instrumentarium gehören wie ein Kuchenblech, eine Fahrradklingel oder abgewetzte Besen. Aber alles, was ein tolles Geräusch macht, ist erlaubt.

Nicht nur auf der Bühne folgen die Musiker dem Do-it-yourself-Credo. Sie haben ihr eigenes Label Kreismusik gegründet, auf dem ihre Alben erscheinen, und machen sich so unabhängig von der Plattenindustrie. Für Robert Gwisdek bedeutet dieses Leben zwischen Kamera und Mikro einen randvollen Terminkalender, denn der 33-Jährige ist weiterhin ein gefragter Schauspieler und Sprecher für Hörspiele. Ein Buch hat er auch schon geschrieben: Sein surrealistischer Roman „Der unsichtbare Apfel“ kam 2014 bei Kiepenheuer & Witsch heraus.

Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi
Fr 19.5., 20.00, Mehr! Theater (Bus 3), Banksstr. 28, Karten ab 28,50 im Vvk.; www.kreismusik.com