Bloß nicht auf die Eier treten. Das ist ja ein Rat, den man eher Ostern beherzigt. Er gilt aber auch für einen „Alien“-Film – erst recht, wenn ein Ridley Scott ihn inszeniert. Der jüngste Teil der Reihe spielt größtenteils auf einem fernen Planeten, der der Erde sehr ähnlich ist, in der man auch nicht im Raumanzug herumlaufen muss, sondern Luft und Wasser hat. Aber überall liegen da haarige Eier rum. Tritt man darauf, wirbelt feiner Staub in die Luft, vermischt sich mit der Materie und gerät von da in Ohren oder Nase der Menschen. Das führt bald zu Unwohlsein, Schwindel und dann zu den unappetit­lichen Folgen, die Fans der Reihe längst kennen. Die Frage, was zuerst da war, das Ei oder die Henne, scheint damit beantwortet. Wenn auch mit einer ganz anderen Spezies.

Ridley Scott hat nach seinem fast 40 Jahre alten Klassiker die Fortsetzungen eigentlich anderen überlassen. Nachdem die Reihe mit „Alien vs. Predator“ aber auf den Hund gekommen war, hat er 2012 mit „Prometheus“ zu einem Reboot angesetzt. Nicht noch eine Fortsetzung, sondern die Vorgeschichte. Wobei er auf das einst von H.R. Giger konzipierte, längst Kult gewordene Monster verzichtet und ganz andere Fragen gestellt hat: Woher kommen wir, und wer hat uns erschaffen?

Beim Publikum kam der Film nicht so gut an, wie man das von einem Ridley Scott gewohnt ist. Vor allem das bis auf einen hastigen Vorbeilauf fehlende Monster hat viele Fans enttäuscht. In „Alien: Covenant“ versucht Scott nun zweierlei. Seinen neuen Erzählstrang weiterzuentwickeln und gleichzeitig das Monster wieder auf ahnungslose Raumfahrer loszulassen. Ein schwieriges Unternehmen, diese Doppelstrategie, die sich am deutlichsten an Michael Fassbender festmachen lässt, der diesmal eine Doppelrolle spielt.

Wer „Prometheus“ nicht gesehen hat, wird „Covenant“ nicht verstehen. Ein Raumschiff – mit Tausenden Kolonisten im Schlafzustand auf dem Weg zum anderen Ende der Galaxie – fängt den Hilferuf auf, der am Ende von „Prometheus“ abgegeben wurde. Man geht dem nach, landet auf einem paradiesähnlichen Planeten – tritt dabei aber auf die besagten Eier. Bald schon fressen sich wieder Monster aus dem Oberkörper. Und es kommt zu dem alten Spiel, das sich, seien wir ehrlich, ein wenig abgenutzt hat: dass die Crew sich immer weiter reduziert. Einer der zugkräftigsten Stars wird dabei schon dezimiert, bevor es richtig losgeht. Das muss man sich erst mal trauen.

Und am Ende bleibt alles wieder an einer jungen Frau hängen, diesmal statt an Sigourney Weaver an der eher unbekannten Katherine Waterston. Interessanter ist der zweite Strang. Der um Schöpfung und Schöpfer, der sich nicht nur um Menschen und ihren „Kreatoren“ dreht, sondern auch um Androiden, die von Menschen erschaffene künstliche Intelligenz. In allen „Alien“-Filmen entspann sich die spannende Frage: guter Android oder böser Android? Sie wurde mal so, mal so beantwortet. In „Covenant“ nun kommt beides ins Spiel, weil Michael Fassbender nicht nur einen neuen Auftritt hat als Android David, den er in „Prometheus“ spielte. Auf dem neuen Raumschiff zählt auch eine neuere Version dieses Typus zur Mannschaft.

Das überlagert den Film indes so stark, dass die beiden Erzählstränge lange eher neben-, ja gegeneinander erzählt werden und die eigentlichen Monster dabei fast zur Nebensache werden. Das schadet der Spannungsdramaturgie entschieden. Der fiese Schluss-Gag war überdies vor Kurzem erst ähnlich in einem anderen „Alien“-Film, in „Life“, zu sehen.

Das Alien hat Ridley Scott fest im Griff. Er plant noch zwei Filme. Es ist ein wenig wie bei George Lucas und „Star Wars“: Er kann nicht von seinem Klassiker lassen. Auch wenn die Prequels nicht an das Original mit seinem unmittelbar packenden Horror heranreichen.

„Alien: Covenant“ USA 2017, 123 Minuten, ab 16 Jahren, Regie: Ridley Scott, Darsteller: Michael Fassbender, Katherine Waterston, James Franco, Noomi Rapace, Guy Pearce, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Hansa, Savoy (OF), Studio (OF/außer Mo), UCI Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek