Düsseldorf. Sensationeller Sieg für die CDU in Nordrhein-Westfalen. Hannelore Kraft tritt von allen Parteiämtern zurück

Dieser Tag wird in die politische Geschichte Deutschlands eingehen. Die SPD hat die Wahl in ihrem Stammland Nordrhein-Westfalen verloren – in der Heimat ihrer beliebten Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und des eben noch umjubelten Kanzlerkandidaten Martin Schulz. Und das gegen einen CDU-Kandidaten, den vor wenigen Wochen kaum jemand bei den Sozialdemokraten ernst genommen hat. Doch jetzt wird Armin Laschet­ Ministerpräsident, eventuell in einer Koalition mit der FDP. Ob die Linke in den Landtag kommt, war bei Redaktionsschluss noch unklar.

Die rot-grüne Regierungskoalition ist dagegen krachend abgewählt, die SPD erzielte das schlechteste Ergebnis bei einer Landtagswahl in NRW seit 1947. Hannelore Kraft zog bereits kurz nach der ersten Hochrechnung die Konsequenzen und trat von ihren Ämtern als SPD-Landeschefin in NRW und auch als stellvertretende Bundesvorsitzende zurück: „Die Entscheidungen, die getroffen worden sind, dafür übernehme ich die Verantwortung.“

Für Martin Schulz war die Niederlage der größtanzunehmende Schock. Ursprünglich wollte er mit drei gewonnenen Landtagswahlen in den Bundestagswahlkampf ziehen, nun ist aus dem sogenannten Schulz-Effekt ein Schulz-Defekt geworden. „Das ist ein schwerer Tag für die SPD, auch für mich persönlich“, sagte er am Wahlabend mit brüchiger Stimme. „Solche Niederlagen treffen uns. Ich bin heute Abend richtig getroffen.“ Und: „Ich bin auch kein Zauberer.“ Sein zwischenzeitlicher Rückzug aus dem Rampenlicht könnte ein Fehler gewesen sein, sagte Schulz.

Den konnte seine Konkurrentin bei der Bundeswahl, Angela Merkel, schon qua Amt nicht machen. Und: „Die vielen Auftritte der Kanzlerin in Nordrhein-Westfalen haben uns geholfen“, sagte der CDU-Sieger Armin Laschet. Seine Partei konnte einen der größten Zugewinne in der Geschichte des Bundeslandes hinlegen. Bei der CDU herrschte Begeisterung über die siegreiche Aufholjagd gegen die lange Zeit in den Umfragen führende SPD. Laschet ließ offen, mit wem er koalieren will: „Ich habe immer gesagt, wir wollen mit allen Demokraten reden.“

Auch die FDP feierte. Sie erzielte ihr bestes NRW-Ergebnis seit 50 Jahren – und das, obwohl ihr Spitzenkandidat Christian Lindner angekündigt hat, nach der Bundestagswahl nach Berlin gehen zu wollen. „Das Ergebnis des heutigen Abends ist nicht eine Belohnung, sondern ein Auftrag, genau so weiterzumachen wie in den vergangenen Jahren“, sagte er unter dem Jubel seiner Anhänger.

Die bislang in Nordrhein-Westfalen mitregierenden Grünen mussten am Sonntagabend das Ende der bisherigen Koalition eingestehen. „Da gibt es nichts zu beschönigen“, sagte NRW-Chefin Sylvia Löhrmann, „das ist ein schlechtes Ergebnis.“ Für den Bundes-Spitzenkandidaten Cem Özdemir war „NRW genauso eine Landtagswahl wie Schleswig-Holstein“.

Die AfD-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Alice Weidel, zeigte sich hoch erfreut über das Abschneiden ihrer Partei in Nordrhein-Westfalen. „Für mich ist es ein sensationelles, ein super Ergebnis“, sagte sie am Sonntagabend. Die AfD habe ihren „Negativtrend“ der letzten Zeit „klar durchbrochen“. „Wir haben eine ganz klare Trendumkehr.“

Aus dem Land, in dem der CDU vor einer Woche die erste Überraschung gelang, kamen klare Worte: „Das heutige Ergebnis ist ein Leberhaken für die Bundes-SPD“, sagte der schleswig-holsteinische Landeschef und stellvertretende Bundesvorsitzende Ralf Stegner.