Der Animationsfilm „Überflieger: Kleine Vögel – großes Geklapper“ ist leider etwas flügellahm und moralisiert erwartbar

Als Spatz ist der kleine Richard einst aus seinem Ei gepurzelt. Nun steht er stolz auf einem Bein im Nest, mitten im Kreis seiner Familie – und kippt um. Nach dem Tod seiner Eltern hat ihn eine Storchen-Mutter adoptiert, doch abgesehen von seinem wenig ausgeprägten Sinn für Balance fällt es Richard nicht weiter auf, wie sehr er sich von den anderen flatterhaften Mitgliedern seiner Familie unterscheidet. Da muss er erst eines herbstlichen Morgens aufwachen und verstört feststellen: Die Störche sind nach Afrika aufgebrochen und haben ihren kleinen Spatz zurückgelassen. Doch Richard versteht sich nun mal als Storch und bricht auf nach Süden, quer durch Europa, um zu beweisen, dass er seiner Adoptiveltern würdig ist.

Unterwegs trifft er natürlich immer wieder auf anderes Gefieder, zum Beispiel kriminelle Krähen und taubenähnliche „Birds on a wire“, die ihn mit Nachrichten aus der Storchenwelt versorgen, weil sie stets „on line“ sind. Für etwas Abwechslung in der überschaubaren Handlung sorgt zudem ein Wellensittich mit Popstar-Ambitionen und die Eule Olga, als deren deutsche Stimme ausgerechnet „Wild“- Regisseurin Nicolette Krebitz herhält. Die Landschaften und Hintergründe beeindrucken derweil als naturalistische Gemälde und bilden einen reizvollen Kontrast zu den eher traditionellen, an Karikaturen erinnernden Figuren. Dass Letztere ästhetisch und technisch mit den potenten Animationsfilm-Platzhirschen von Disney und Pixar nicht ganz mithalten können, wäre eigentlich kein Problem, wenn sich „Die Überflieger“ zum Ausgleich um einen eigenen Stil bemüht hätte.

Doch leider wartet der Film nur mit einer höchst fragwürdigen Schlussmoral auf, nach der Außenseiter ihren Platz in einer Gemeinschaft durchaus finden können, solange sie zur Überwindung der eigenen Natur fähig sind. „Unter Freunden kommt es nicht darauf an, was du bist, sondern zu was du imstande bist“, dräut es schon vorab im Trailer. Großes Geklapper. Und so legen „Die Überflieger“ am Ende eine Bruchlandung hin, als Crashkurs in Sachen Leistungsgesellschaft.

„Überflieger: Kleine Vögel – großes
Geklapper“
Deutschland/Belgien/Luxemburg/
Norwegen 2016, 84 Min., o. A., R: Toby Genkel und Reza Memari, täglich im Abaton, Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Koralle, UCI Mundsburg/Othmarschen Park/Wandsbek, Zeise;
www.wildbunch-germany.de/movie/ueberflieger