„Berlin Rebel High School“ macht Lust auf Schule

Einen Direktor gibt es nicht, keine Fachbereichsleiter, keine Noten. Diese Schule ist basisdemokratisch, unabhängig und frei. Sie steht, na klar, mitten in Berlin. 60.000 Jugendliche brechen in Deutschland jedes Jahr die Schule ab. Einige von ihnen wollen sich aber nicht abfinden mit dem Scheitern am deutschen Schul­system und häufig auch an Autoritäten. Der Dokumentarfilm „Berlin Rebel High School“ zeigt nun erstmals diesen besonderen Ort, an dem sie es noch mal probieren mit dem Abitur: die Berliner Schule für Erwachsenenbildung (SFE).

„Selbstverwaltung ist kein Selbstbedienungsladen“ ist das Motto, mit dem an der SFE seit ihrer Gründung 1973 gelernt und gelebt wird. Nein, das ist kein Laden für Hänger. Denn im Gegensatz zum Provinzgymnasium hat hier jeder Mitbestimmungsrecht, muss aber auch eigenverantwortlich lernen, denn Zwang gibt es an der linken Schule nicht. Das ist zwar reizvoll für Hanil, Mimy, Lena und all die anderen, die bisher an allen Schulen und Bildungskonzepten Schiffbruch erlitten, es ist aber auch ein bisschen ernüchternd. Denn nur die eigene Motivation bringt einen durch die nächste Klausur. Die Dokumentation, die einen Jahrgang der SFE vom ersten Schultag in Kreuzberg bis zum Abi begleitet, schildert das Auf und Ab des Alltags so menschlich, dass man am Ende bereut, nicht selbst an der SFE gelernt zu haben. Gleich beim ersten Kontakt mit der alten Tafel fiebert man mit, ob es den Schülern auf der alternativen Schule gelingt, für etwas zu kämpfen. Diese positive Grundstimmung schafft der Film vielleicht, weil Regisseur Alexander Kleider sein Abitur selbst an der SFE nachholte. Weil er noch heute in Kontakt mit einigen Lehrern steht und da ein Vertrauen gewachsen ist, das zwischen Schülern und Lehrern sonst nie entsteht, hat sich die SFE entschieden, bei seinem Filmprojekt mitzumachen.

Kleider wurden so viele Türen aufgestoßen, dass er die Schüler bis ins WG-Zimmer und zur Nachhilfestunde im Garten des Deutschlehrers Klaus Trappmann begleitet. Der entwickelt sich ohnehin zum Helden dieses Films.

„Berlin Rebel High School“ Deutschland 2017, 97 Minuten, R: Alexander Kleider, täglich im
Abaton, Zeise; www.berlin-rebel-high-school.de