Die Band spielt ihr legendäres Album „Monarchie und Alltag“ am 14.5. auf Kampnagel

„Was ich haben will; das krieg ich nicht/Und was ich kriegen kann, das gefällt mir nicht.“ Es sind Zeilen wie diese, mit denen Fehlfarben Musikgeschichte geschrieben hat.

Anfang der 80er erschienen in Deutschland zahllose grandiose Alben; Bands wie Hans-A-Plast, Radierer, Wirtschaftswunder oder DAF wurden mal der Punk-, mal der aufkommenden NDW-Szene zugeordnet und waren vor allem eines: ein Aufwärtshaken für die selbstzufriedene, bräsige deutsche Rock-Gesellschaft. Vorbei war es mit pseudobedeutungsschwerer Poesie, vorbei auch mit Bombastshows, die britischen oder amerikanischen Vorbildern nacheiferten. Fehlfarbens Debütalbum „Monarchie und Alltag“ war ein ungeschönter Blick aufs Leben, war eine ordentliche Portion Hoffnungslosigkeit, aber auch viel Wut. „Ich will nicht, was ich seh/Ich will, was ich erträume/Ich bin mir nicht sicher/Ob ich mit dir nichts versäume“, sang Peter Hein in „Paul ist tot“, dem vielleicht besten Fehlfarben-Song, und vielen sprach er damit aus der Seele.

Die Plattenfirma EMI koppelte – gegen den Willen der Band – die Nummer „Ein Jahr (Es geht voran)“ als Single aus, die nicht nur Platz 22 der deutschen Charts erreichte, sondern auch zu einer Art Demo-Hymne wurde. Eine Zeile wie „Graue B-Film Helden/Regieren bald die Welt/Es geht voran“ passte einfach perfekt in die Zeit der Reagan-Regierung, der Aufrüstungsproteste und des ganz allgemeinen Dagegenseins. Wer damals dabei war, dem genügen schon die kurzen Eröffnungsriffs, um sich in die 80er zurück­katapultiert zu fühlen. Und tanzen konnte man zu diesem Fehlfarben-Song auch ziemlich gut.

Nun ist es ja so, dass in der Erinnerung vieles verklärt wird, gerade wenn es um die eigene Jugend geht. Weshalb es sinnvoll sein kann, eben nicht die Probe aufs Exempel zu machen und die Dinge lieber ruhen zu lassen. Im Fall von „Monarchie und Alltag“ ist das erfreulicherweise anders. Dieses Album ist zwar mittlerweile 37 Jahre alt, klingt aber immer noch ungeheuer gegenwärtig, rau und direkt. Vielleicht auch deshalb, weil sich die großen Themen des Lebens ja nicht wirklich geändert haben. Im Jahr 2000 erschien eine Neuauflage, ein Jahr später gab’s – 21 Jahre nach Erstveröffentlichung – eine Goldene Schallplatte.

Fehlfarben ist danach durch viele Phasen gegangen, hat sich auch mal stärker dem Funk gewandt und immer wieder großartige Platten aufgenommen. Doch ein Klassiker wie „Monarchie und Alltag“, der gelingt (meist) nur einmal, und so war es auch in diesem Fall.

Umso toller, dass die Band ihr Meisterwerk auf der laufenden Tour von „Hier und jetzt“ bis „Paul ist tot“ komplett durchspielt. Und das nahezu in Originalbesetzung, sind doch neben Sänger Peter Hein und Gitarrist Thomas Schwebel auch Michael Kemner (Bass) und Frank Fenstermacher (Saxofon, Keyboards) dabei. Unterstützung kommt von Pyrolator (Synthesizer, Keyboards; auch eine Szene-Legende), Thomas Schneider (Gitarre) und Saskia von Klitzing (Schlagzeug).

Was ich haben will, das krieg ich nicht? In diesem Fall ist das Gegenteil richtig.

Fehlfarben So 14.5., 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten zu 29,- im Vorverkauf; www.fehlfarben.com