Gebrochene Nase gerichtet, linke Hand nach Fahrradsturz gerettet, Malaria besiegt – da ist ein Lob fällig

Ich bin zu diesem Text erpresst worden. Es gab keine Geiselnahme und auch sonst keine Gewalt. Stattdessen war es die Methode, die in keiner Beziehungskrise fehlen darf: moralischer Druck.

Eine Ärztin verbündete sich bei einer Geselligkeit mit meinem schlechten Gewissen. Wann denn mal in der Zeitung stünde, dass viele Ärzte eben nicht nur Golf spielen oder bei Pharmavertretern Geschenke erschnorren. Wieso es denn bei etwa 15 Millionen Operationen jährlich in Deutschland nicht sieben, neun oder elf Millionen Kunstfehlertote gebe, fragte sie. Ich wollte an diesem Punkt eigentlich lieber zum Thema „wundervolles Reiseland Oman“ übergehen. Aber sie hatte mir die Blutdruckmanschette so griffig um den Hals gelegt, dass sie gerne mit dem Pumpen weitermachen wollte.

Leider hat die Frau Doktor nicht nur unrecht. Ein Arzt bekommt keine Schlagzeile, wenn er mit 1000 gelungenen Hüft-OPs 1000 Menschen das Leben erleichtert. Mit einem einzigen am falschen Knie geschälten Meniskus oder einer besonders lieblos gemachten Unterbauchnaht kommt er dagegen als weiteres schlechtes Beispiel rasch in ein Gesundheitsmagazin.

Mancher TV-Redakteur gibt auch gerne Sendezeit her, damit ein Impfgegner Unfug raunen oder sich ein irrlichternder Heilpraktiker als oberweiser Miraculix inszenieren kann. So etwas entscheidet der Redakteur auf der Grundlage der ganzen medizinischen Kompetenz, die er sich in seinem Politikwissenschaftsstudium angeeignet hat. Hier schreibt jemand, dem ein Fachmann die gebrochene Nase gerichtet hat. Andere Operateur-Kapazitäten sind so feinfühlig mit meinen Armnerven umgegangen, dass ich nach einem Fahrradsturz immer noch die linke Hand bewegen kann. Die Malaria hätte ich ohne ärztliche Hilfe auch nicht überlebt.

Deswegen – und damit es endlich mal ohne einen lodernden Medizinskandal in der Zeitung steht: Danke, liebe Ärztinnen und Ärzte. Ohne euch wären wir arm dran und zwangsläufig weniger.